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Kosmetika im Test

Von wegen »sensitiv«

Auch Kosmetika, die mit natürlichen Inhaltsstoffen beworben werden, sind nicht frei von Allergenen. Das hat eine Studie von US-amerikanischen Dermatologen ergeben – und damit die Erfahrungen des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB) bestätigt. Hierzulande müsse man bei als »sensitiv« bezeichnete Körperpflegeprodukten genau hinschauen.
Katja Egermeier
26.01.2023  10:00 Uhr

Bei der US-Studie enthielten mehr als 94 Prozent der geprüften Hautpflegeprodukte mit »natürlichen Inhaltsstoffen« mindestens ein Kontaktallergen. Im Durchschnitt wurden sogar mehr als vier Allergene in den Produkten nachgewiesen – insbesondere Duftstoffe. Marktchecks in Deutschland hätten Ähnliches ergeben, bestätigt der DAAB auf seiner Website. Hier lag der Fokus auf der Untersuchung von Produkten, die eine intensive oder sanfte Pflege für geschädigte, empfindliche, sensible Haut bewarben oder direkt den Zusatz »sensitiv« verwendeten.

Mit ernüchterndem Ergebnis: Von 40 Produkten für die Reinigung und Pflege sensibler Männerhaut waren hierzulande nur sechs Produkte empfehlenswert, 14 enthielten Duftstoffe oder reizende Inhaltsstoffe und galten daher nur eingeschränkt als empfehlenswert. Die übrigen 20 Sensitiv-Produkte seien aufgrund von allergenen Inhaltsstoffen wie sensibilisierenden Duftstoffen und Emulgatoren dagegen als nicht empfehlenswert eingestuft worden, so der DAAB.

Ähnliches habe der Test von 31 Pflegestiften, Balsamen und Intensivcremes für empfindliche und geschädigte Lippen ergeben: Hier waren nur drei uneingeschränkt empfehlenswert sowie sechs eingeschränkt empfehlenswert, weil sie Parfum enthielten. Alle anderen konnte der DAAB dagegen gar nicht empfehlen: Sie enthielten bekannte allergieauslösende Duftstoffe.

Auf Inhaltsangaben achten

Der Begriff »sensitiv« ist rechtlich nicht geschützt. Das bedeutet, dass es keine gesetzlichen Vorgaben gibt, welche die Produkte erfüllen müssen, um als geeignet für empfindliche Haut zu gelten. Wie der DAAB zu bedenken gibt, erwarteten Verbraucher – insbesondere Allergiker, Asthmatiker, Neurodermitiker und Personen mit empfindlicher Haut oder Atemwegen – bei Produkten mit dem Label »sensitiv« jedoch eine besonders gute Verträglichkeit. Dieser Personenkreis greife vermehrt zu diesen Produkten.

Auch auf den Hinweis »parfümfrei« sei kein Verlass. Eine Überprüfung von Körperpflegemitteln, die als »duftfrei« oder »parfümfrei« ausgelobt gewesen seien, habe ergeben, dass etwa 20 Prozent davon dennoch Duftstoffe enthielten – und das zum Teil in hohen Konzentrationen.

Der DAAB empfiehlt daher, die Zusammensetzung der Produkte genau zu studieren. Eine Übersicht der unterschiedlich ausgeprägten Sensibilisierungspotenz der einzelnen Duftstoffe findet sich im untenstehenden Kasten. Das Durchforsten der Inhaltsangaben der kosmetischen Produkte bleibe jedoch ein mühsames Unterfangen, vor allem angesichts der zum Teil sehr kleinen und unleserlichen Angaben auf den Verpackungen. Auf der sicheren Seite seien Duftstoffallergiker, wenn sie beim Kauf von Kosmetika und Waschmittel Duftstoff-freie Alternativen bevorzugen. Orientierung kann hier das DAAB-Label bieten, das auf manchen Produkten zu finden ist. Eine Liste gelabelter Waschgele, Shampoos, Lotionen und Cremes sowie Waschmittel sind beim DAAB erhältlich – per E-Mail an info@daab.de oder auf der DAAB-Website.

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