Vor der Therapie steht die Pflege |
Den meisten Jugendlichen ist die Pubertät förmlich ins Gesicht geschrieben. / Foto: Adobe Stock/vladimirfloyd
Akne ist in der Pubertät eher die Regel als die Ausnahme. Kaum ein Jugendlicher reagiert in der Pubertät nicht mit entzündlichen Hautveränderungen. Manche epidemiologische Studien haben eine Prävalenz von bis zu 95 Prozent ausgemacht. Jungen, die eine vermehrte Talgdrüsenproduktion und einen eher fettigen Hautzustand haben, neigen besonders zu Pickeln und Pusteln.
Meist sind es jedoch nur kleine Unreinheiten mit wenigen Mitessern und dezenten Akne-Knötchen, die sich mit entsprechenden Hautreinigungspräparaten, Peelings, Keratolytika und Benzoylperoxid meist in den Griff bekommen lassen. Moderate und schwere Erscheinungsformen, die bis zu 30 Prozent der Jugendlichen haben sollen, sollten vom Dermatologen begleitet werden. Mit einer konsequenten Therapie sind auch dann gute Behandlungserfolge möglich. Lebenslange Akne-Narben können so vermieden werden.
Unabhängig von der Schwere der Akne-Effloreszenzen kommt der Reinigung und Pflege eine wesentliche Rolle zu. Denn auch wenn mangelnde Hygiene keine Akne verursacht, kann die Verwendung ungeeigneter Präparate das Hautbild verschlechtern. Die fachkundige Beratung in der Offizin ist deshalb so wichtig.
Bei der Entstehung des fett-feuchten Hautzustands und der Entwicklung einer Acne vulgaris spielen drei Faktoren eine bedeutende Rolle: die Seborrhö, die Neigung zu follikulärer Hyperkeratose und eine überreichliche mikrobielle Besiedelung. Pflegepräparate für unreine Haut sollten diesen Faktoren entgegenwirken.
Eine gründliche Reinigung befreit die Haut von übermäßigen Talgdrüsenlipiden, Schmutz und Zellrückständen, welche die Vermehrung Akne-assoziierter Bakterien wie Propioni- und Coryne-Bakterien sowie Staphylokokken fördern. Am besten gelingt die Reinigung mit seifenfreien Syndets mit einem pH-Wert von 5,5, fettfreien Reinigungsgelen oder schwach sauren Emulsionen mit geringem Lipidanteil (wie Sebamed® Clear Face, Eucerin® Dermo Purifyer). Antibakterielle Zusatzstoffe können hilfreich sein. Das Reinigungsprogramm sollte nicht zu stark entfetten, da es die Produktion von Talg erst recht in einer Art Gegenreaktion anfachen kann.
Ein einmal wöchentliches Gesichtspeeling wirkt zusätzlich klärend. Dafür eignen sich Fruchtsäurepeelings (wie Vichy Normaderm Reinigungs-Peeling Gel, Avène Cleanance Peeling Maske) oder enzymatische Peelings mit Aprikosenkernmehl oder Walnussschalen, genauso wie Salicylsäure (wie in Aknefug liquid®) oder helles sulfoniertes Schieferöl (Natriumbituminosulfonat wie in Aknichthol®, Ichtoderm®). Diese sanfte Abreibung ist allerdings nur so lange sinnvoll, wie die Komedonen nicht entzündet oder eitrig sind. Regelmäßige Sitzungen bei der Kosmetikerin zum professionellen Ausreinigen klären das Hautbild.
Zur Hautpflege eignen sich hydrophile Systeme wie O/W-Formulierungen, Hydrodispersionsgele oder reine Hydrogele (wie Benevi® Hydroderm). Sie sollten dem physiologischen pH-Wert der Haut angepasst und frei von ionischen Stabilisatoren/Emulgatoren sein.
Die zugesetzten Wirkstoffe können antiseptisch, keratolytisch oder adstringierend sein. Die in der Freiwahl stehenden Präparate enthalten unterschiedliche Pflegesubstanzen, von Fruchtsäuren über Kürbiskernextrakt bis hin zu Kaolin. Folgende bislang häufig eingesetzte antimikrobiell wirkende Substanzen werden in verschiedenen Akne-Leitlinien nicht mehr empfohlen: Chlorhexidin, Polyvidoniod, Schwefel, Triclosan und Zinkacetat.
In jedem Fall lohnt sich ein Blick auf die Inhaltsstoffliste. Es ist abzuklären, ob die potenziellen Pflegepräparate eine komedolytische, keratolytische, also mitesserlockernde, Komponente besitzen. Diese ist etwa für Fruchtsäuren, Glykolsäure, Milch- sowie Salicylsäure nachgewiesen. Das bedeutet umgekehrt auch, in der Beratung darauf zu achten, dass die Patienten keine Kosmetika mit komedogenen Inhaltsstoffen verwenden. Dazu gehören etwa Butylstearat, Cetylalkohol, Isopropylmyristat, Kakaobutter, Lanolin, Maiskeimöl, Polyethylenglykol (PEG) oder Stearinsäure. Auch pflanzliche Öle können das Komedonen-Wachstum fördern. Dazu zählen etwa Olivenöl, Erdnussöl, Sesam- und Kokosöl.
Eine weitere Option bietet sich für PTA und Apotheker mit Benzoylperoxid (BPO) in Form von Creme, Gel oder Waschemulsion. Es gibt Präparate zur »Rinse off«- (zum Abwaschen, wie Aknefug® oxid Waschsuspension, Benzaknen® Waschgel) und »Leave on«-Therapie (also zum Verbleib auf der Haut, wie Cordes® BPO). BPO wirkt durch oxidative Abbauvorgänge und der damit einhergehenden Entwicklung freier Radikale hemmend auf den Fortbestand von P. acnes. Des Weiteren gelten ein leicht komedolytischer Effekt sowie eine hemmende Wirkung auf die Zellproliferation in der Talgdrüse als gesichert.
Im Beratungsgespräch sollte der Hinweis nicht fehlen, dass zu Beginn der Therapie die Haut mit Juckreiz und Brennen reagieren kann. Das Hautbild kann sich vorübergehend verschlechtern, die Haut kann sich schuppen. Da die Symptome konzentrationsabhängig auftreten, ist es ratsam, zunächst eine dreiprozentige BPO-Zubereitung einmal täglich anzuwenden und die Dosis langsam zu steigern – gegebenenfalls auf bis zu zweimal täglich 5 Prozent. Für Brust und Rücken können Patienten auch Topika mit bis zu 10 Prozent BPO einsetzen. Betroffene sollten wissen, dass die BPO-Zubereitungen Barthaare, Augenbrauen und Textilien bleichen. Augen, Mund und Nasenlöcher sind bei der Behandlung wegen der Reizung der Schleimhäute auszusparen. Sonnenbäder sind während der Anwendung zu meiden. Zeigen Präparate zur Reinigung, Peelings und Benzyolperoxid nach spätestens acht Wochen keinen Erfolg, sollten PTA und Apotheker den Betroffenen an einen Dermatologen verweisen.
Auch wenn die europäische Leitlinie Benzoylperoxid als Monosubstanz nur als Alternative mit schwacher Empfehlung nennt, zieht sich sein Einsatz durch die gesamte ärztlich angeordnete Akne-Therapie. So wird die Substanz empfohlen bei leichten Akneformen mit überwiegend geschlossenen, nicht entzündeten Komedonen als Basistherapeutikum und bei mittelschweren bis schweren Verläufen in Kombination mit topischen Retinoiden, topischen oder systemischen Antibiotika, Azelainsäure oder systemischen Antiandrogenen. Zudem ist BPO aufgrund seiner resistenzvermindernden Wirkung ein ausgezeichneter Kombinationspartner für eine länger währende Antibiotikatherapie.
Foto: Adobe Stock/Deniz AYCI LEU
Schokolade und andere fettlastige Seelentröster stehen seit geraumer Zeit in Verdacht, das Akne-Geschehen erst recht anzufachen. Doch nach neueren Studienergebnissen sind es vor allem Nahrungsmittel mit einem hohen glykämischen Index sowie insulinotrope Frischmilchprodukte – mit Ausnahme von Käse –, die die Haut erblühen lassen.
Der glykämische Index gibt an, wie stark und schnell der Blutzucker und in der Folge von Insulin ansteigt. In der Kuhmilch sind es vor allem die Molkeproteine, die in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse die Insulinsekretion ankurbeln. Häufiger Milchkonsum bewirkt außerdem eine vermehrte hepatische Bildung des verwandten Hormons IGF-1 (Insulin-like Growth Factor 1). Beide, Insulin und IGF-1, sind potente Stimuli für Akne.
Da Talgdrüsen und Keratinozyten – in der Pubertät von Androgenen ohnehin kräftig stimuliert – über Rezeptoren für Wachstumsfaktoren wie IGF-1 verfügen, legen Talgproduktion und Zellproliferation zu. Es resultiert eine Dauerstimulation durch die Wachstumssignale von IGF und Insulin. Die Haut beginnt zu blühen.