Vorsicht beim Schwimmen mit Kontaktlinsen |
Winzige Parasiten im Wasser können beim Schwimmen in verunreinigten Gewässern für Kontaktlinsenträger zu einem Risiko werden. / Foto: Getty Images/Westend61
»Nisten sich Akanthamöben in der Hornhaut ein, können sie eine schwerwiegende, hartnäckige Keratitis hervorrufen.« Diese Art der Hornhautentzündung sei überhaupt erst in Erscheinung getreten, seit es Kontaktlinsen gibt, erläutert Professor Björn Bachmann, Leiter des »Zentrums Hornhaut« an der Uniklinik Köln. Es sei bekannt, dass 90 Prozent aller Menschen, die an einer Akanthamöben-Keratitis erkranken, weiche Kontaktlinsen tragen.
Diese Linsen gelten nicht nur als gefährlich, weil Akanthamöben an ihrer hydrophilen Oberfläche besonders gut anhaften können. sie verschlechtern außerdem die Sauerstoffversorgung der Hornhaut und machen sie so besonders anfällig für winzige Verletzungen an der Oberfläche. »So können die Parasiten leichter in die Hornhaut eindringen«, erklärt Bachmann mit Verweis auf eine österreichische Studie, die vor kurzem in der Zeitschrift »Scientific Reports« erschienen ist. Die Studie bestätigt internationale Erkenntnisse, dass eine Zunahme der Inzidenz der Akanthamöben-Keratitis bei Kontaktlinsenträgern insbesondere in den Sommermonaten und gerade im August mit erhöhter Wasser-Exposition beim Baden ist.
Eine Akanthamöben-Infektion macht sich durch ein verschlechtertes Sehvermögen und eine Rötung der Augen sowie teils auffällig starke Schmerzen bemerkbar. »Die Betroffenen sind zudem blendungsempfindlich und kneifen häufig die Augen.« Nach kurzer Zeit zeige sich eine entzündliche, mitunter auch ringförmige Trübung in der Hornhaut.
Wer Kontaktlinsen trägt und innerhalb der ersten Woche nach einem Badeausflug unter den beschriebenen Symptomen leidet, sollte nicht zögern und sich sofort in augenärztliche Behandlung begeben. Gegebenenfalls, so Bachmann, muss die umgehende Vorstellung auch in einem Hornhautzentrum erfolgen.
Der Nachweis der Parasiten erfolgt unter anderem über Abstriche, Gewebeproben und bildgebende Verfahren, kann sich jedoch schwierig gestalten. Es kommt häufig zu Fehldiagnosen. »Oft wird die Akanthamöben-Keratitis mit einer Herpesvirus-Infektion verwechselt«, erläutert der Kölner Hornhautexperte.
Rechtzeitig und richtig diagnostiziert ermögliche die frühe Identifikation einer Amöbenkeratitis jedoch eine erfolgreiche Therapie, die von der topischen Antibiotika/Antiseptika-Kombinationsbehandlung bis hin zur chirurgischen Intervention reichen kann. Das könne allerdings »sehr lange dauern und Monate intensiver Therapie erfordern«. Nicht selten sei eine Hornhauttransplantation unumgänglich. Bachmann macht wie die Studienautoren deutlich, dass sich durch Schärfung des Bewusstseins der Allgemeinbevölkerung für die Notwendigkeit der strikten Sorgfalt und Pflege der Linsen beziehungsweise frühzeitigen Diagnose und Behandlung der Keratitis Komplikationen jedoch vermeiden lassen.