Vorurteile und Diskriminierung machen krank |
Viele Menschen sind von einer ungleichen Behandlung, Vorurteilen und Diskriminierung betroffen. / Foto: Adobe Stock/1STunningART
Der schräge Blick im Bus oder Probleme, eine Wohnung zu finden – Vorurteile und Diskriminierung haben viele Gesichter und sind überall präsent: ob nun im Internet oder im direkten Umgang, im Arbeitskontext, in der Schule oder in der Öffentlichkeit. Laut einer repräsentativen Grundlagenstudie der IKK Classic ist mehr als jeder Zweite in Deutschland betroffen, mit negativen Folgen für die Gesundheit.
»Diskriminierung ist ein großes Problem – ein gesellschaftliches und ein medizinisches. Mit der Studie möchten wir für ein gesundes Zusammenleben sensibilisieren und zur Aufklärung bei diesem wichtigen Thema beitragen,« erklärt Frank Hippler, Vorstandsvorsitzender der IKK Classic, den Hintergrund der Studie. Diese zeigt, dass sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit leidet, wenn Menschen Vorurteile und Diskriminierung erfahren. Die Betroffenen fühlten sich nicht nur weniger gesund, sondern litten um ein Vielfaches häufiger unter bestimmten Krankheiten als die nicht Diskriminierten:
Die meisten Menschen sind sich der Befragung zufolge bewusst, dass Vorurteile existieren, und sogar 74 Prozent der Menschen in Deutschland denken, dass jede und jeder bereit sein sollte, über die eigenen Vorurteile nachzudenken und sie zu überwinden. Nur 38 Prozent der Befragten gaben an, selbst Vorurteile zu haben.
»Wir brauchen Schubladen, um im Alltag zurechtzukommen und sortieren unsere Umwelt in Kategorien, Begriffe und Bilder. Vorurteile sind zunächst natürlich und das Eingeständnis, dass man selbst Vorurteile hat, ist eine wichtige Erkenntnis. Es ist der erste Schritt, um daraus kein diskriminierendes Verhalten gegenüber anderen entstehen zu lassen.« Zu diesem Schluss kommt Stephan Urlings, Managing Partner beim Rheingold Institut und Studienautor. Vorurteile seien natürlich, nur müsse der eigene Umgang damit stets neu reflektiert werden.
Das effizienteste Mittel gegen Vorurteile ist laut Studie der Kontakt zu und die Interaktion mit anderen Personen und sozialen Gruppen. Als grobe Regel gelte: Mindestens fünf Kontakte sind nötig, um einzelne Personen nicht als Ausnahme zu sehen und das eigene Vorurteil abzubauen.
Die Studie kombinierte qualitative und quantitative Elemente der Forschung. Die qualitative Stichprobe bestand aus jeweils fünf erwachsenen Frauen und Männern der folgenden Gruppen: Personen mit Migrationshintergrund (außerhalb der EU), Personen mit körperlichen Besonderheiten wie starkem Übergewicht, Lipödem, roten Haaren oder körperlichen Beeinträchtigungen, Personen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung/Identität/LGBTIQ und Menschen, die keiner der drei genannten Gruppen angehörten (zum Beispiel Frauen, höheres Alter, Untergewicht, starke Tätowierungen und auffällige Frisuren). In 40 Einzelinterviews wurden zunächst in dieser Stichprobe persönliche Diskriminierungserfahrungen im Alltag erhoben.
Mit einer repräsentativen Stichprobe von 1527 Personen wurden die in den Einzelinterviews aufgestellten Hypothesen schließlich überprüft.