Wann steht eine Mandelentfernung an? |
Auch im Erwachsenenalter müssen die Mandeln mitunter noch entfernt werden. / Foto: Adobe Stock/Ines Bazdar
Das Immunsystem des Menschen ist ein sehr komplexes Netzwerk aus verschiedenen Organen, Immunzellen und Molekülen. Die Mandeln sind Teil dieses vielseitigen Schutzsystems gegen eindringende Krankheitserreger. Ihre Aufgabe ist es, Viren und Bakterien schon beim Eindringen in die Atemwege abzuwehren.
Wenn von »Mandeln« beim Menschen die Rede ist, sind meist die Gaumenmandeln gemeint. Sie verursachen deutlich häufiger Beschwerden als Rachenmandel und Zungenmandel. Die Gaumenmandeln sind ohne weitere Instrumente gut im weit geöffneten Mund zu erkennen; die anderen Mandeln hingegen nicht. Zusammen bilden sie eine Abwehrfront – den sogenannten Rachenring. Dazu gehört auch das lymphatische Gewebe an der seitlichen Rachenwand, das auch als »Seitenstrang« bezeichnet wird. Übrigens: Die Rachenmandel wird fälschlicherweise oft als Nasenpolypen bezeichnet. Dieser Begriff ist in der Medizin jedoch anders belegt. Als Nasenpolypen gelten gutartige Wucherungen der Nasenschleimhaut.
Das medizinische Fachwort für Mandeln ist »Tonsillen«. Sie bestehen aus lymphatischem Gewebe und haben eine zerklüftete Oberfläche, in deren Furchen sich immer wieder Bakterien und kleine Mengen Speisereste vorübergehend ablagern. Die Lymphozyten in den Mandeln setzen sich mit diesen Fremdkörpern auf der Oberfläche auseinander und lösen eine Immunantwort aus.
Vor allem bei Kindern sind die Rachen- und/oder die Gaumenmandeln manchmal stark vergrößert. Im Extremfall ist die Wucherung sogar derart ausgeprägt, dass sich die Gaumenmandeln in der Mitte berühren. Vergrößerte Mandeln können die Atmung behindern. Dies macht sich vor allem nachts bemerkbar. Die Kinder – oder manchmal auch Erwachsene – schlafen sehr unruhig. Sie schnarchen und haben mitunter Atemaussetzer. Tagsüber leiden sie unter Schluckbeschwerden und sprechen, als hätten sie einen Kloß im Hals. Menschen mit vergrößerten Mandeln sind anfälliger für Erkältungen, die oft auch noch mit einer Mittelohrentzündung einhergehen. Am meisten betroffen sind Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Mediziner vermuten, dass die Vergrößerung der Mandeln sozusagen eine Nebenwirkung des Wachsens ist. Spätestens mit der Pubertät schrumpfen die Mandeln bei den meisten wieder auf eine passende Größe.