Warum die Rückkehr ins Büro kompliziert ist |
Die Rückkehr an den Arbeitsplatz wird von jedem Unternehmen anders gehandhabt. Die Maßnahmen reichen von Schichtdienst und Tische verrücken bis hin zu normalem Dienst. Sicher ist jedoch: Der Arbeitgeber hat eine Schutz- und Fürsorgepflicht gegenüber seinen Angestellten. / Foto: Getty Images/South_agency
Schnell wurde deutlich: Wer seinen Job auch im heimischen Wohnzimmer erledigen kann, gehört – vermutlich nicht nur – in Pandemie-Zeiten zu den Privilegierten. Verkäuferinnen, Paket-Zusteller, Ärztinnen oder Polizisten: Sie alle konnten zu keiner Zeit von Zuhause aus arbeiten, sondern mussten weiterhin raus. Doch die anderen konnten mit dem zu Hause bleiben zumindest ihren Beitrag leisten, die Gesamtinfektionszahlen nach unten zu drücken.
Während Anfang April deutlich mehr als ein Viertel der Arbeitnehmer im Homeoffice gearbeitet hat, lag dieser Wert Anfang Mai schon deutlich darunter, wie aus der Mannheimer Corona-Studie hervorgeht, für die Forscher der dortigen Universität in einer Langzeit-Studie regelmäßig etliche Bürger befragen. Mitte Mai waren es noch knapp 9 Prozent, die angaben, komplett im Homeoffice zu arbeiten, gut 20 Prozent waren zumindest teilweise wieder vor Ort im Job.
So erstaunlich schnell wie der Rückzug ins Homeoffice zu Krisenbeginn klappte, so kompliziert und unterschiedlich gestaltet sich nun die Rückkehr. Angesichts der Lockerungen in vielen Lebensbereichen stellt sich nun vermehrt die Frage: Wann geht es eigentlich zurück ins Büro? Und vor allem, wie?
Einige Tech-Giganten preschten vor und kündigten an, bis zum Ende des Jahres Homeoffice zu ermöglichen, eines davon sogar «für immer». In vielen deutschen Betrieben tüfteln Chefs und Corona-Taskforces dagegen zurzeit noch an Rückkehrplänen, messen Tischabstände aus und teilen ihre Angestellten in Schichten und Gruppen ein. Andere sehen die Pandemie weitgehend als überstanden an und haben schon wieder Präsenz vor Ort angeordnet.
Der weit auseinanderklaffende Umgang mit der Rückkehr kann zum einen daran liegen, dass ein Marketing-Mensch seine Arbeit vielleicht fast vollständig nach Hause verlagern kann, während die Technische Zeichnerin ohne große Bildschirme und leistungsfähige Rechner deutlich weniger effizient arbeiten kann. Doch nicht alle Unterschiede sind so rational begründet.
»Die Unternehmenskultur spielt eine große Rolle«, meint Thomas Clauß, der an der Universität Witten-Herdecke Familienunternehmen erforscht. »Es gibt den Stereotypen des alten Patriarchen, der die Mitarbeiter im Blick haben will und sagt: ›Ich halte nichts von Homeoffice‹«. Für diesen Typus gebe es viele Beispiele.