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Kleiner Pieks, große Wirkung

Warum Impfen in der Pandemie so wichtig ist

Gegen das neue Coronavirus selbst gibt es noch keine Immunisierung. Einen Impfstoff erwartet das Robert-Koch-Institut (RKI) erst Anfang kommenden Jahres. Daher sei es wichtig, einen guten allgemeinen Gesundheitszustand in der Bevölkerung zu erhalten, um das Gesundheitssystem zu entlasten. Hier könne ein umfassender Impfschutz beitragen. Einige Beispiele.
dpa
03.09.2020  13:45 Uhr

Die Grippe-Impfung

Die Hauptrisikogruppen für Covid-19 und Influenza sind deckungsgleich: Gefährdet sind vor allem ältere Menschen über 60 und Patienten mit Grunderkrankungen. Diesen Gruppen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) deshalb in diesem Jahr ganz besonders die Grippeschutzimpfung. In der Saison 2018/19 war das Interesse daran gering, nur rund ein Drittel der Senioren (35 Prozent) ließen sich nach RKI-Angaben immunisieren.

Bei Menschen mit chronischen Grundleiden waren es ein Fünftel bis die Hälfte. Dazu kommt eine Impfempfehlung für medizinisches Personal in Krankenhäusern, Pflege- und Senioreneinrichtungen und im Gesundheitswesen, dazu für Schwangere und Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen. Sollten all diese Gruppen eine Impfung haben wollen, wären das rund 40 Millionen Menschen. Es werden aber wohl nur rund 26 Millionen Dosen angeboten.

Droht ein Engpass beim Grippeimpfstoff?

»Wir können derzeit keinen Mangel an Grippeimpfstoff für die Influenzasaison 2020/21 in Deutschland erkennen«, sagt Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). »Wir gehen davon aus, dass die Hersteller mindestens 21 Millionen Dosen bereitstellen werden.« 13,6 Millionen Dosen seien nach Chargenprüfung bereits für Deutschland freigegeben, für diese Jahreszeit eine übliche Menge. »Gerade in der derzeitigen Coronavirus-Pandemie kann die Influenzaimpfung nur empfohlen werden«, betont Cichutek.

Das Bundesgesundheitsministerium habe zusätzlich für die kommende Influenzasaison sechs Millionen Dosen Influenza-Impfstoffe beschafft, sagt Sprecher Sebastian Gülde. Diese würden sukzessive bis Dezember zur Verfügung stehen, der überwiegende Teil im November und Dezember. Die Finanzierung erfolge aus Mitteln, die das Bundesfinanzministerium zusätzlich zur Bewältigung der Corona-Pandemie bereitstelle. In der Vorsaison hätten lediglich 21 Millionen Impfdosen zur Verfügung gestanden. »Die Erfahrungen der letzten Jahre haben auch gezeigt, dass die jeweils verfügbaren Impfstoffmengen nicht vollständig in der jeweiligen Saison verbraucht wurden«, ergänzt Gülde.

Wie wirksam die neue Grippe-Impfung ist, lässt sich nicht vorhersagen. Auf der Grundlage des jährlichen und weltweiten Monitorings der zirkulierenden Influenzaviren empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO für die Nordhalbkugel bereits im Februar die Impfstoffzusammensetzung für die nächste Saison. Danach wird produziert. Je nach Treffsicherheit kann der Impfschutz deshalb schwanken – normalerweise zwischen 20 und 60 Prozent. Eine Grippeerkrankung verlaufe allerdings bei geimpften Personen milder, also mit weniger Komplikationen, als bei Ungeimpften, betont das RKI.

Eine Impfung von Kindern empfiehlt die STIKO bisher nicht speziell beziehungsweise lediglich für Kinder, die ein höheres Risiko für Komplikationen besitzen, weil sie unter bestimmten Vorerkrankungen leiden. Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie rät dazu, Kinder zu impfen. »Wir wissen, dass Kinder das Influenza-Virus maßgeblich übertragen«, sagte Johannes Hübner, Oberarzt und Vorsitzender der Gesellschaft, der »Welt am Sonntag«. In Zeiten der Corona-Pandemie gebe es neben den Risiken für die Gesundheit der Kinder eine gesellschaftliche Verpflichtung zum Schutz anderer.

Ärztepräsident Klaus Reinhardt sprach sich gegenüber der Funke Mediengruppe für eine möglichst lückenlose Grippeimpfung bei Erziehern und Lehrern aus. Seiner Ansicht nach könnte die Grippewelle unter anderem wegen der Corona-Hygieneregeln harmloser verlaufen als in früheren Jahren.

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