Warum man auch Omikron ernst nehmen sollte |
Mit einer gut sitzenden FFP2-Maske beträgt die Infektionsgefahr, wenn sich ein mit Covid-19 Infizierter und ein gesunder ungeimpfter Mensch in einem Innenraum treffen, nach 20 Minuten gerade einmal 0,1 Prozent – auch bei Omikron. / Foto: Adobe Stock/Marvelia
Behauptet wird teils, dass es unproblematisch sei, sich jetzt mit Corona anzustecken. Man könne sich eh kaum vor Omikron schützen, und wirklich gefährlich sei die neue Variante auch nicht.
Leider ist diese Aussage so allgemein nicht haltbar und selbst die die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert eindringlich, die Omikron-Variante ernst zu nehmen. Das Narrativ, dass Omikron eine normale Erkältung sei, sei nicht wahr, so die WHO-Corona-Expertin Maria Van Kerkhove. Denn »milder« kann, muss aber nicht heißen: Ein bisschen Schnupfen und Husten – das war's.
Im klinischen Bereich bezeichne man bei Covid-19 in der Regel Verläufe als mild, bei denen die Betroffenen nicht unter Atemnot litten und deren Sauerstoffsättigung über einem bestimmten Wert liege, erklärt der Leiter der Virologie der Uniklinik Köln, Florian Klein. »Sie können ganz schön krank werden«, beschreibt Infektiologin Jana Schroeder von der Stiftung Mathias-Spital in Rheine milde Corona-Verläufe.
Zwar gilt das Risiko eines (relativ) jungen, gesunden, geboosterten Menschen für einen schweren Verlauf als sehr gering. Ausgeschlossen sei dieser aber nicht, und es gebe drei weitere gute Gründe, sich vor einer Ansteckung zu schützen:
Viele von uns werden sich in nächster Zeit mit Omikron infizieren. »Die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken, ist gestiegen«, sagt Klein. Allerdings wirkten die bekannten Maßnahmen – beispielsweise Kontakte reduzieren und in Räumen FFP2-Maske tragen – auch gegen Omikron. So sei es sehr wahrscheinlich, dass die bisher geringere Dynamik der Omikron-Welle in Deutschland im Vergleich mit etwa Großbritannien oder Dänemark auch auf eben diese Maßnahmen hierzulande zurückzuführen sei.
Das grundsätzliche Ziel ist eine breite Grundimmunität der Bevölkerung gegen das Virus, um aus der pandemischen Situation herauszukommen. »Die Impfung ist dafür das wichtigste Instrument. Es ist ein großes Glück, dass wir sie haben«, betont Klein. Infektionen könne man derzeit nicht komplett vermeiden, so der Virologe. Aber es gelte Zeit zu gewinnen. Je flacher die Omikron-Welle bleibt, desto besser kommt beispielsweise das Gesundheitssystem damit klar. Zudem haben dadurch mehr Menschen Zeit, sich impfen und boostern zu lassen. Eine ungebremste Explosion der Fallzahlen hingegen kann zu einer schnellen Überlastung führen.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.