PTA-Forum online
Verlust der Worte

Was Aphasie bedeutet

Eine Aphasie bedeutet den Verlust von Sprache. Sie entsteht aus Erkrankungen des Gehirns. Treten Symptome erstmals auf, ist das immer ein Anlass, den Notarzt zu rufen. Je nach Ursache sind die Symptome reversibel beziehungswiese verschlechtern sich nicht oder die Aphasie schreitet fort.
Isabel Weinert
03.05.2022  09:00 Uhr

Menschen mit einer Aphasie können nicht mehr richtig sprechen, mitunter auch nicht mehr richtig lesen und schreiben. Dabei gibt es verschiedenste Ausprägungen der Symptome, von leichten Wortfindungs-Störungen über einen deutlich beeinträchtigten Sprachfluss oder umständliche Formulierungen bis hin zu schweren Verläufen, in denen die Patienten nur noch einzelne Wörter artikulieren und verstehen können. Abhängig von der Ursache bleibt die geistige Leistungsfähigkeit erhalten oder verschlechtert sich im Laufe der Zeit ebenfalls.

Der derzeit prominenteste Betroffene einer Aphasie ist der US-amerikanische Schauspieler Bruce Willis. Die Ursache seiner Erkrankung ist nicht bekannt. Am häufigsten, zu etwa 80 Prozent, liegt eine Aphasie jedoch in einem Schlaganfall begründet. In diesen Fällen besteht bei etwa der Hälfte der Betroffenen die Chance, dass sich das Sprachvermögen binnen der ersten Wochen nach dem Ereignis wieder von alleine erholt.  Auch ein Schädeltrauma, eine Enzephalitis, ein Hirntumor oder eine Demenz sind Aphasie-Ursachen. 

Vier Formen

Mediziner unterscheiden vier Formen der Aphasie, abhängig davon, welche Hirnareale betroffen sind. Bei der Wernicke-Aphasie oder sensorischen Aphasie ist ein für das Sprachverständnis zuständiges Areal im oberen Schläfenlappen des Gehirns geschädigt. Die Patienten verstehen nur noch in Teilen, was ein anderer Mensch spricht, sie haben große Probleme, sich selbst zu artikulieren, können Worte von Lauten nicht mehr unterscheiden. Sie formulieren lange, verschachtelte Sätze, deren Inhalt andere Menschen kaum nachvollziehen können. Die Betroffenen können jedoch klar denken.

Bei der sogenannten Broca-Aphasie ist das Sprechzentrum eingeschränkt und es fällt Betroffenen schwer, Sprache zu artikulieren. Sie reden im Telegrammstil, obgleich sie gut verstehen, was ihr Gegenüber sagt. Im Gegensatz zur Wernicke-Aphasie, bei der den Betroffenen die Worte geradezu herauszusprudeln scheinen, sprechen Menschen mit Broca-Aphasie in den meisten Fällen nicht von sich aus.

Bei einer weiteren Aphasie-Form, der amnestischen Aphasie, liegt das geschädigte Areal im Gehirn im unteren Schläfenlappen. Das äußert sich vor allem in Wortfindungs-Störungen. Betroffene wählen für die Worte, die ihnen fehlen, allgemeine Umschreibungen, wie etwa »das Ding« oder »der Apparat« und füllen damit die Lücken in ihren eigenen Sätzen aus. Verstehen können sie andere Menschen jedoch gut.

Viel Verständnis nötig

Am schwersten von einer Aphasie betroffen sind die Menschen, die an einer globalen Form leiden. Hier sind Teile des Stirn-, Schläfen- und Seitenlappens des Gehirns geschädigt. Wer an dieser Form leidet, kann so gut wie nicht mehr kommunizieren, denn er versteht kaum noch, was andere sagen und kann sich dazu auch nicht mehr adäquat äußern. Oft geht das Sprachvermögen über Floskeln, die beinahe in jeden Kontext passen, nicht mehr hinaus.

Je früher eine Sprachtherapie bei einer Aphasie beginnt, desto besser. Allerdings lohnt es auch Jahre später noch, die sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf einem Sprechtraining, sondern Therapeuten fördern auch Konzentration und Sprachverständnis ihrer Patienten.

Menschen mit Aphasie sind vielfach nicht mehr so belastbar wie vor der Erkrankung, es fällt ihnen schwer, sich länger zu konzentrieren oder etwas zu planen und es kann sein, dass sie häufiger etwas vergessen als früher. Die Belastung für die Betroffenen, eine Fähigkeit nicht mehr zu beherrschen, die völlig selbstverständlich erschien, ist groß. Angehörige brauchen viel Geduld und Verständnis dafür, dass Patienten unter Misserfolgen, etwa im Sprachtraining, besonders leiden und häufig aufgrund ihrer Situation auch depressive Symptome entwickeln.

Mehr von Avoxa