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Heilpflanzen-Spaziergang

Was blüht denn da?

Abwehrstrategien

Mit ihren duftenden Blüten und Blättern können Pflanzen aber nicht nur Insekten anlocken, damit halten sie auch Fraßfeinde auf Distanz. Eine ausgeklügelte Abwehrstrategie hat sich zum Beispiel in der Kapuzinerkresse – die sich am Riedberg an ihrem schattigen Plätzchen im Beet »schwefelhaltige Verbindungen« wunderbar in allen möglichen Gelb- und Orange-Tönen dahinschlängelt – und der Meerrettichwurzel entwickelt. Dabei handelt es sich um die sogenannte Glucosinolat-Myrosinase-Reaktion, bei der scharfe Senföle entstehen, mit deren Hilfe die Pflanze schädliche Insekten abwehrt sowie Bakterien und Pilze tötet.

Dazu werden die beiden Akteure des Abwehrmechanismus zunächst getrennt voneinander in den Pflanzen synthetisiert und gespeichert: zum einen die inaktiven Vorstufen der Senföle, Senfölglykoside oder Glucosinolate genannt, und zum anderen die Myrosinase, die aus den Glucosinolaten erst die aktiven Senföle freisetzt. Zerstören Schädlinge oder Mikroorganismen das pflanzliche Gewebe, wird die räumliche Trennung zwischen Myrosinase und den Senfölglykosiden aufgehoben, und die Spaltreaktion erfolgt. Dabei setzt Kapuzinerkresse vornehmlich Benzyl-Isothiocyanat und Meerrettichwurzel Allyl- und 2-Phenylethyl-Isothiocyanat frei.

Bezogen auf Fertigarzneimittel (Angocin® Anti-Infekt N) stellen die Glucosinolate dieser Pflanzen quasi die Prodrugs dar, aus denen durch die perorale Einnahme die wirksamen Senföle entstehen. Dieses antimikrobielle Potenzial macht man sich bei der Therapie von Harnwegsinfekten zunutze. Laut der derzeit in Überarbeitung befindlichen Leitlinie können die Senfölglykoside der Pflanzenkombination vor allem häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen vorbeugen.

Genauso wie antibakteriell wirkende Bärentraubenblätter (wie Arctuvan®, Cystinol® akut). Deren entscheidender Inhaltsstoff ist das Prodrug Arbutin, aus dem pathogene Keime in der Blase bakteriostatisches Hydrochinon freisetzen – unabhängig vom pH-Wert des Urins. Da Arbutin lebertoxisch wirkt, begrenzen die Leitlinienautoren die prophylaktische Anwendung auf maximal einen Monat. Andere Phytopharmaka wie die Fixkombination aus Tausendgüldenkraut, Liebstöckelwurzel und Rosmarinblättern zeigen in vitro entzündungshemmende, schmerzlindernde, krampflösende sowie antiadhäsive Eigenschaften. Canephron® Uno ist bislang das einzige Phytopharmakon zur Behandlung einer Blasenentzündung, dessen Wirksamkeit in einer größeren validen Studie direkt mit einem Antibiotikum verglichen wurde. Dabei erwies es sich hinsichtlich der Reduktion von Symptomen und der Gabe zusätzlicher Antibiotika gleichwertig der Fosfomycin-Gabe.

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