Was das Alter für die Schwangerschaft bedeutet |
Ein Paar, das 40 Jahre alt ist, hat im Durchschnitt nur noch eine halb so hohe Fruchtbarkeit wie ein Paar mit 30 Jahren. Und mit jedem weiteren Lebensjahr sinkt die Fruchtbarkeit weiter ab. Reproduktionsmediziner empfehlen deshalb, auf Ursachensuche zu gehen, wenn sich nach sechs Monaten Kinderwunsch keine Schwangerschaft eingestellt hat. Die Finanzierung der Kinderwunschbehandlung wird für eine begrenzte Anzahl an Zyklen mindestens zur Hälfte von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen, wenn das Paar gewisse Voraussetzungen erfüllt. Dazu gehört, dass die Frau nicht älter als 40 Jahre alt ist. Männer dürfen maximal 50 Jahre alt sein.
Je nach Ursache gibt es verschiedene Möglichkeiten, dem Kinderwunsch auf die Sprünge zu helfen. Findet der Eisprung nicht mehr regelmäßig statt, kann es helfen, die Eierstöcke hormonell zu stimulieren. Eine intrauterine Insemination, bei der Samenzellen direkt in die Gebärmutter übertragen werden, kann die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft erhöhen, wenn Veränderungen am Gebärmutterhals vorliegen oder die Zahl, Beweglichkeit und Form der Spermien nicht optimal ist. Bei der In-vitro-Fertilisation (IVF) werden Eizellen aus dem Eierstock entnommen und außerhalb des Körpers mit den Spermien des Partners vermischt. Findet eine Befruchtung statt, wird der Embryo in die Gebärmutter eingesetzt. Im Idealfall nistet er sich ein. Dies ist bei rund 25 bis 30 Prozent der Paare der Fall. Die Geburtsrate liegt bei 15 bis 20 Prozent.
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Die Annahme, dass Männer bis ins hohe Alter hinein uneingeschränkt fruchtbar bleiben und Spermien keinen Alterungsprozessen unterliegen, ist weit verbreitet. Tatsache ist aber, dass auch männliche Keimzellen altern. Diese Alterungsprozesse führen dazu, dass die DNA der Samenzellen Schäden aufweist, die das Risiko von Fehlbildungen, Entwicklungsstörungen und Schwangerschaftskomplikationen erhöhen.
Ist die Eizellreserve bereits aufgebraucht, kann eine Schwangerschaft nurmehr über eine Eizellspende gelingen. Da diese in Deutschland derzeit durch das Embryonenschutzgesetzt verboten ist, weichen einige der Betroffenen auf Nachbarländer aus. In Österreich zum Beispiel darf die Empfängerin bei Behandlungsbeginn nicht älter als 45 Jahre alt sein, die Spenderin maximal 30 Jahre. In Tschechien liegt die Altersgrenze der Empfängerin bei 49 Jahren. Die Chancen, durch eine künstliche Befruchtung mit »jungen Eizellen« schwanger zu werden, betragen im optimalen Fall 65 Prozent. Das liegt an der höheren Rate gesunder Eizellen bei jungen Spenderinnen. Eine Alternative zur Eizellspende ist das Sozial Freezing. Hierbei werden in möglichst jungem Alter, spätestens aber vor dem 35. Geburtstag, eigene Eizellen entnommen und eingefroren. Mit Hilfe einer künstlichen Befruchtung kann eine Schwangerschaft im fortgeschrittenen Alter mit den eigenen »jungen« Eizellen erzielt werden. In Deutschland wird die Option von ungewollt kinderlosen Frauen zwischen 20 und 50 Jahren bisher jedoch kaum angewendet. Das zeigt die bevölkerungsrepräsentative Untersuchung »Ungewollte Kinderlosigkeit 2020«, die im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2019/2020 durchgeführt wurde. Lediglich 3 Prozent der unter 40-Jährigen gaben an, Sozial Freezing aktuell zu nutzen. Bei den 40- bis 50-Jährigen waren es 4 Prozent. Ebenso viele Frauen dieser Altersgruppe gaben an, das Verfahren früher einmal angewendet zu haben. Bei den 20- bis 39-Jährigen bestätigte 1 Prozent der Befragten die frühere Nutzung.