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»Dry January«

Was eine Alkoholpause im Körper bewirkt

Einen ganzen Monat bewusst auf Alkohol verzichten – das tut nicht nur der Leber gut, sondern auch anderen Organen wie der Bauchspeicheldrüse, dem Magen und dem Darm. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) ruft daher zur Teilnahme am sogenannten »Dry January« auf, einer ursprünglich aus England stammenden Gesundheitskampagne.
Katja Egermeier
03.01.2022  08:30 Uhr

Der perfekte Monat dafür ist der DGVS zufolge der Januar, denn gerade an Weihnachten und zum Jahreswechsel fließt häufig reichlich Alkohol – gefolgt vom Februar als typische Karnevalszeit. Auch wenn die Tendenz beim Alkoholkonsum hierzulande durchaus positiv ist – in den vergangenen 40 Jahren ist er sowohl hinsichtlich des Verbrauchs insgesamt als auch der Häufigkeit des Rauschtrinkens stetig gesunken: Der jährliche Durchschnittsverbrauch ist dem Alkoholatlas des Deutschen Krebsforschungszentrums zufolge immer noch zu hoch. Er liegt aktuell bei einer Menge von 11 Litern reinem Alkohol pro Kopf. Das entspricht etwa 88 Litern Wein oder 220 Litern Bier. Damit zähle Deutschland zu den Hochkonsumländern, so die DGVS.

Gerade bei jungen Menschen sei Rauschtrinken, bei dem an einzelnen Tagen deutlich überhöhte Alkoholmengen konsumiert werden, noch weit verbreitet, warnt die DGVS in einer Pressemitteilung. Schon der tägliche Konsum von 24 Gramm gelte als risikobehaftet. 24 Gramm entsprechen etwa einem Standardgetränk, also einem halben Liter Bier oder einem Glas Wein. Dieser Wert gilt nur für Männer, bei Frauen liegt diese Grenze sogar bei der Hälfte.

An mehr als 200 Krankheiten beteiligt

»Frauen wie Männer sollten auf mindestens zwei alkoholfreie Tage pro Woche achten«, erklärt Professor Heiner Wedemeyer, Mediensprecher der DGVS. »Viele sind sich gar nicht im Klaren darüber, dass sich ihr Trinkverhalten bereits in einem problematischen Bereich bewegt«, warnt der Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologe an der Medizinischen Hochschule Hannover. Wer regelmäßig und langfristig Alkohol trinkt, riskiere schwerwiegende Gesundheitsfolgen. Übermäßiger Alkoholkonsum sei nicht nur eine der Hauptursachen für Leberzirrhose. Er sei auch an der Entstehung von mehr als 200 anderen Krankheiten beteiligt. Das reiche von Organschäden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zu psychischen Störungen und dem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten.

Hinsichtlich der Auswirkungen auf die Bauchspeicheldrüse erklärt der DGVS-Experte Professor Patrick Michl: »Hier kann es ebenso wie in der Leber zu einer alkoholbedingten chronischen Entzündung kommen.« Eine chronische Pankreatitis mache sich zunächst durch Bauchschmerzen bemerkbar und gehe mit einem fortschreitenden Funktionsverlust der Pankreas einher. Die Folgen: Verdauungsstörungen, chronische Durchfälle oder Diabetes mellitus sowie oftmals auch Bauchspeicheldrüsenkrebs. Dieser zähle dem Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Halle (Saale) gemäß zu den aggressivsten Tumorarten überhaupt, lasse sich nur schwer behandeln und ende in vielen Fällen innerhalb weniger Jahre tödlich.

Der »Dry January« bietet der DGVS zufolge also dem Körper eine Erholungspause. Zudem könne er gerade in schwierigen Zeiten wie der Corona-Pandemie auch genutzt werden, um das eigene Verhältnis zum Alkohol zu überdenken, so Wedemeyer. »Im besten Fall führt das zu dem Entschluss, den Konsum auch in den übrigen Monaten des Jahres zu reduzieren.« Nur bei jenen, die nicht sofort in alte Muster zurückfallen, habe der »Dry January « allerdings die Chance, die Gesundheit positiv zu beeinflussen.

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