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Was gibt es Neues beim Sonnenschutz?

Anti-Aging und UV-Schutz gehen heute Hand in Hand. Immer mehr Präparate kombinieren heute Tagespflege und Lichtschutz. Und manche Zubereitungen tun nicht nur der Haut gut, sondern schützen auch unsere Gewässer.
Elke Wolf
13.07.2022  10:14 Uhr

Lichtschutz sollte zur täglichen Pflegeroutine gehören. Ist doch nun hinlänglich bekannt, dass ein Übermaß an UV-Strahlung nicht nur für Sonnenbrand und Hautkrebs verantwortlich ist, sondern auch Falten und Pigmentstörungen auf ihr Konto gehen. Dermatologen sind sich sicher: UV-Licht ist der wichtigste Treiber für die Alterung unserer Haut.

Im Sommerurlaub oder vor dem Gang ins Freibad ein Sonnenschutzpräparat aufzutragen – das dürfte heute wohl für die meisten in Fleisch und Blut übergegangen sein. Aber Hand aufs Herz: Im Alltag ist man da nachlässiger, und der UV-Schutz aus dem Kosmetiktiegel wird oft genug vor einem Spaziergang oder einer Shoppingtour vergessen. Zudem hinterlassen klassische Sonnencremes häufig ein klebriges Gefühl auf der Haut und sind besonders im Sommer eher unangenehm.

Der simpelste Weg, um Sonnenschutz ohne großen Umstand in das tägliche Beautyritual zu integrieren, ist die Nutzung einer Tagespflege mit enthaltenen Lichtschutzfaktoren (LSF). Diese Two-in-one-Präparate sind praktisch und ersparen quasi einen zusätzlichen Schritt bei der Morgentoilette. Immer mehr Hersteller integrieren Lichtschutzfaktoren als zusätzlichen Anti-Aging-Faktor in ihre Zubereitungen, abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse der Haut. Weitere Inhaltsstoffe unterstützen die Haut in ihrer Funktion: So können sie zum Beispiel die Hautbarriere stärken, vor freien Radikalen schützen oder eine Extraportion Feuchtigkeit spenden (wie Hyaluron Sonnenpflege Gesicht LSF 50 von Medipharma Cosmetics, Ladival® Anti-Age & Antipigmentflecken, Dew Good Illuminating Serum Probiotic Sunscreen SPF 30 von Coola). Andere fungieren als getönte Tagescreme, da sie leicht pigmentiert sind (wie Anthelios® UVMune 400 LSF 50 getöntes Fluid von La Roche Posay, Nivea® Sun getönter BB Sonnenschutz).

Zu den neusten Entwicklungen gehören sogenannte LSF-Seren. Dank ihrer flüssigen Konsistenz sind sie im Handumdrehen aufgetragen (Achtung: Ohren und Dekolleté nicht vergessen!). Ihre Formulierung ist trotz eines hohen Lichtschutzes von LSF 30 bis 50 sehr leicht, die Wirkstoffe ziehen schnell ein und das Serum hinterlässt keinen Film auf der Haut. Auch sie enthalten zusätzliche Pflegewirkstoffe wie Hyaluronsäure, Ceramide oder Kollagen, die die Hautbarriere stärken und regenerieren (wie La Roche Posay Hyalu B5 Aquagel LSF 30, Bioderma Photoderm Max LSF 50+ Aquafluide Sonnencreme). In Form von Drops (wie Coola Classic sun drops SPF 30 Full Spectrum, Dr. Barbara Sturm Sun Drops) lassen sich einige dieser neuen Beautypräparate auch in die Tagescreme oder die Foundation mischen.

Sonnenanbeter, die zu unreiner Haut neigen, sollten einen Sonnenschutz mit möglichst fettfreier Grundlage verwenden, um die Talgdrüsenproblematik und die Verhornungsprozesse nicht noch mehr zu befeuern. Es eignen sich deshalb lipidarme Zubereitungen wie Fluide, Hydrodispersionen und Hydrogele (wie Effaclar® Duo von La Roche Posay, Cetaphil® sensitive von Daylong, Dermasence Seborra Leichte Tagespflege mit LSF 30, Ladival® Sonnenschutzgel, Mineralisches Sonnenfluid von Avène, Neostrata® Enlighten, Sensitive and Oil-free Sun Fluid von Huut).

Gut gefiltert?!

Was die Filtersubstanzen anbelangt, empfehlen Dermatologen Sonnenschutzpräparate, die mit mineralischen Filtern arbeiten (wie Neostrata® Sheer Physical Protection SPF 50, Ultra-leichter mineralischer Gesichts-Sonnenschutz LSF 30 von Ultrasun, Sensitive Sonnenmilch LSF 30 von Eco Cosmetics), also solchen, die Nanopartikel aus Titandioxid und Zinkoxid enthalten und die Strahlung reflektieren, oder zumindest solche, die in Kombination mit organischen UV-Absorbern funktionieren. Bei diesen anorganischen UV-Filtersubstanzen geht man derzeit davon aus, dass sie nicht durch die oberen Hautschichten dringen und in den Körper gelangen können.

Chemische Filtersubstanzen sind in Verruf geraten. Manche scheinen unter bestimmten Bedingungen vom Körper resorbiert werden zu können. Als Partialagonist am Estrogenrezeptor gehört zumindest Octocrylen zu den hormonaktiven Substanzen und gilt deshalb als endogener Disruptor. Außerdem soll es reproduktionstoxisch wirken. Übrigens genauso wie sein krebserregendes Abbauprodukt Benzophenon, das entsteht, wenn Sonnencreme zu lange gelagert wird, wie eine viel beachtete Studie zeigt. Als Konsequenz daraus empfiehlt die Deutsche Dermatologische Gesellschaft, zum Schutz vor Sonnenbrand und zur Risikoreduzierung von Hautkrebs immer frische Sonnenschutzpräparate zu verwenden. Mittlerweile werben einige Marken mit Hinweisen auf der Packung für eine Octocrylen-freie Formulierung.

Der Umwelt zuliebe

Auch unter dem Aspekt der Umweltverträglichkeit ist Octocrylen, so wie auch Oxybenzon und Octinoxat, in der Vergangenheit negativ aufgefallen. Diese Filtersubstanzen können nämlich längerfristig gesehen die sensiblen Ökosysteme der Gewässer aus dem Gleichgewicht bringen. So werden laut der US-Meeresbehörde NOAA jährlich bis zu 14.000 Tonnen Sonnencreme beim Baden ins Meer gespült, davon 4000 bis 6000 Tonnen an Korallenriffen.

Oxybenzon und Co. schädigen das Erbgut von Fischen, Algen, Muscheln, Seeigeln, Korallen und sonstigen Meeresbewohnern, das zeigen mittlerweile immer mehr Studien. Einige Länder haben der Sache nun einen Riegel vorgeschoben und Sonnenschutzmittel mit Oxybenzon und Octinoxat seit 2021 verboten. Ein Verbot gilt etwa auf Hawaii, in Key West in Florida, auf den US-amerikanischen Jungfrauen-Inseln, der pazifischen Insel Palau, in thailändischen marinen Nationalparks, auf der zu den Niederlanden gehörenden karibischen Insel Bonaire und in einigen Urlaubsgebieten Mexikos.

Welch zerstörerisches Potenzial Oxybenzon auf Korallen hat, hat eine aktuelle US-Studie aufgedeckt. Dazu hatten Wissenschaftler der Universität Stanford in Aquarien eine Korallen- und eine Seeanemonen-Art erst mit Oxybenzon in hoher Konzentration und dann unterschiedlicher Lichtbestrahlung ausgesetzt. Die Folge: Nur die Tiere, die mit dem simulierten Sonnenlicht bestrahlt wurden, starben. Die Erklärung der Forscher: Auf Anemonen und Korallen wirkt dieser UV-Filter gänzlich anders als beim Menschen. Anemonen und Korallen verstoffwechselten den Filter so, dass die entstehende Substanz schädliche Radikale bildet, wenn sie dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Der UV-Filter wird also in ein Phototoxin umgewandelt.

 

Überdies beobachteten die Wissenschaftler, dass die Algen, die in Symbiose mit den Korallen leben und ihnen ihr farbenprächtiges Äußeres verleihen, ihre Wirte anscheinend schützen, indem sie die aus dem Oxybenzon produzierten Toxine einschließen. Das sich ausbreitende Phänomen der Korallenbleiche könnte daher zusammen mit Oxybenzon im Wasser noch fatalere Folgen haben. Von einer Korallenbleiche spricht man, wenn gestresste Korallen ihre Algenpartner abstoßen, sodass ihr weißes Skelett freigelegt wird.

UV-Filter finden sich nicht nur in tropischen Korallenriffen, sondern auch im Arktischen Ozean und auch in der Ostsee. Das Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde registrierte bislang zwar nur geringe Mengen, die »sich aber langfristig auf Meeresorganismen auswirken könnten«. Ein flächendeckendes Monitoring zur Belastung von Gewässern durch UV-Filter gibt es in Deutschland nicht, ebenso wenig existieren definierte Obergrenzen für deren Mengen.

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