Was lästige Symptome in den Wechseljahren lindert |
Während sich manche Frauen im Wechsel richtig wohl fühlen, beschert der Hormonrückgang anderen unangenehme Symptome. / Foto: Fotolia/Jeanette Dietl
Es scheint, als sei das Thema »Wechseljahre« gesellschaftsfähig geworden. Seit Monaten steht ein Sachbuch auf der Bestsellerliste (siehe Lesetipp), das sich mit den Wechseljahren beschäftigt. Die Autorin macht Frauen Mut, sich mit den Veränderungen ihres Körpers auseinanderzusetzen und Beschwerden nicht schicksalhaft hinzunehmen. Vermutlich fragt manche ihrer Leserinnen auch in der Apotheke um Rat. Wie sich die Wechseljahre bei einer Frau auswirken, ist sehr unterschiedlich und ändert sich im Verlauf. Die Östrogenproduktion sinkt nicht stetig, immer wieder entsteht ein neues hormonelles Gleichgewicht.
Es ist keine Frage, die typischen Wechseljahresbeschwerden können Frauen stark beeinträchtigen. Etwa um die Zeit der letzten Regelblutung setzen bei vielen Frauen Hitzewallungen ein. Plötzlich wird ihnen unangenehm warm. Sie ziehen die Jacke aus oder reißen das Fenster auf. Nach einigen Minuten lässt dieses Gefühl von Hitze meist wieder nach. Bei manchen Frauen geht es mit Herzklopfen einher. Nächtliche Schweißausbrüche können massiv den Schlaf stören. Hitzewallungen treten meist über etwa vier bis fünf Jahre auf, danach verschwinden sie wieder.
Die Scheidenschleimhaut wird im Klimakterium dünner, empfindlich und fühlt sich trockener an. Das kann Juckreiz mit sich bringen, Infektionen begünstigen und Sex schmerzhaft machen. Die abnehmende Dicke der Schleimhaut kann auch Blasenschwäche fördern, weil die Verschlussmechanismen der Harnröhre nicht mehr optimal funktionieren. Zu den weiteren typischen Beschwerden zählen vor allem Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Das Östrogendefizit verändert den Schlaf, indem es die Tiefschlafphasen verkürzt. Viele Frauen wachen gegen vier Uhr morgens auf und können nur schwer einschlafen. Inwiefern auch andere Gesundheitsstörungen, die in dieser Zeit erstmals auftreten, wie Gelenkschmerzen oder Gedächtnisstörungen, auf die veränderte Hormonsituation oder allgemein auf das Älterwerden zurückzuführen sind, darüber sind sich Experten nicht einig.
Es ist sehr unterschiedlich, wann Frauen ihre letzte Monatsblutung (Menopause) haben. Das Durchschnittsalter liegt bei 51 Jahren. Doch schon Jahre davor beginnt der Körper unbemerkt, immer weniger Östrogen zu produzieren. Ein bis zwei Jahre vor der letzten Blutung werden die Veränderungen dann meist spürbar. Diese Zeit wird als Prämenopause bezeichnet, die Jahre nach der Menopause als Postmenopause. Insgesamt dauert das Klimakterium, wie Ärzte die gesamte Zeit der Umstellung bezeichnen, einige Jahre.
Wenn die Beschwerden so stark sind, dass sie die Lebensqualität beeinträchtigen, sollten Frauen mit ihrem Gynäkologen sprechen. Möglicherweise empfiehlt es sich, fehlendes Östrogen für eine gewisse Zeit zu ergänzen und so die hormonelle Umstellung abzufedern. Wenn die Beschwerden sich auf die Scheidenschleimhaut beschränken, genügt in der Regel eine lokale Östrogentherapie, etwa mit einer Creme, einem Gel oder Suppositorien. Fallen Schweißausbrüche heftig aus, ist der Nachtschlaf erheblich gestört und das gesamte Wohlbefinden belastet, kommt eine systemische Hormongabe infrage. Der Arzt verordnet dann eine Östrogen-Gestagen-Kombination oder – bei Frauen, denen die Gebärmutter entfernt wurde – ein Östrogen-Monopräparat. Für die Hormontherapie stehen verschiedene Arzneiformen zur Auswahl: Tabletten, transdermales Pflaster oder Spray sowie Spritzen.
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Wurden systemische Hormonpräparate früher großzügig verschrieben, so sind Frauenärzte heute zurückhaltender, da mittlerweile auch die Nachteile der Behandlung bekannt sind. So steigert sie über die Zeit geringfügig das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Brustkrebs. Deswegen ist die Hormontherapie heute Frauen mit starken Beschwerden vorbehalten und in der Regel auf einen Zeitraum von wenigen Jahren begrenzt. Unter diesen Voraussetzungen überwiegt der Nutzen einer systemischen Hormontherapie das Risiko deutlich.
Doch auch bei leichteren Beschwerden wollen viele Frauen Hitzewallungen, Schlafstörungen etcetera nicht einfach so hinnehmen. Sie fragen in der Apotheke nach einer pflanzlichen Alternative, um die Beschwerden auf natürliche Weise zu lindern. Andere Frauen, die über eine begrenzte Zeit eine systemische Hormontherapie erhalten haben, suchen nach einer neuen Behandlungsoption, wenn ihre Beschwerden danach noch nicht ganz verschwunden sind.
Wenn es um Phytopharmaka gegen Wechseljahresbeschwerden geht, raten PTA und Apotheker meist zu Präparaten mit Extrakten aus Traubensilberkerze, Sibirischem Rhabarber, Rotklee oder Soja. Die aktuelle Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung von Beschwerden der Peri- und Postmenopause empfiehlt diese Extrakte nicht explizit. Denn aus Sicht der Experten gibt es nicht genügend gute Studien, um den Extrakten eine Wirksamkeit zu attestieren. Dennoch stellt die Leitlinie klar und deutlich fest, dass ein Nutzen der Präparate vor allem in der Reduktion von Hitzewallungen anzunehmen ist. Risiken seien gering. Aus Sicherheitsgründen gilt jedoch: Frauen mit einer aktuellen oder überstandenen Brustkrebserkrankung sollten keine Phytoöstrogene einnehmen – andere synthetische Estrogene im Übrigen auch nicht. Bei einer ärztlich verordneten Hormontherapie sprechen Frauen am besten mit ihrem Arzt, wenn sie zusätzlich auf ein pflanzliches Präparat gegen die Beschwerden setzen möchten.
Der Markt für pflanzliche Produkte gegen Wechseljahresbeschwerden ist auch außerhalb der Apotheke groß. In Reformhäusern, Drogeriemärkten und im Internet wird eine Vielzahl von Präparaten beworben. Das wissen auch die Autoren der Leitlinie. Sie weisen darauf hin, dass die Zubereitungen Unterschiede aufweisen und dass die Sicherheit vieler Präparate unklar ist. Wegen der strengeren Qualitätskriterien sollte zugelassenen Arzneimitteln mit standardisierten Extrakten der Vorzug gegeben werden.
Am besten sind Spezialextrakte der Traubensilberkerze und des Rhabarbers untersucht. Die Stammpflanze der Extrakte der Traubensilberkerze ist Actaea racemosa, früher auch als Cimicifuga racemosa bezeichnet. Der alte botanische Name Cimicifuga ist noch sehr geläufig und in manchen Präparatenamen zu finden. Der Extrakt wird aus dem Wurzelstock gewonnen. Welche Substanzen in diesem Naturstoffgemisch, das reich an charakteristischen Triterpensaponinen ist, für die Wirkung verantwortlich sind, ist bislang nicht bekannt. Folglich ist auch der Wirkmechanismus noch unklar. Ob dabei Östrogenrezeptoren eine Rolle spielen, ist offen. Möglicherweise ähnelt die Wirkweise derjenigen der selektiven Östrogenrezeptor-Modulatoren (SERM). Auch werden antioxidative, antiinflammatorische und serotonerge Effekte diskutiert. Traubensilberkerzen-Extrakt ist indiziert bei psychischen und neurovegetativen Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Schlafstörungen. Bis zum Wirkungseintritt von Cimicifuga vergehen etwa vier bis sechs Wochen. Frauen mit einer Lebererkrankung sollten Traubensilberkerze-Präparate sicherheitshalber nicht anwenden. Cimicifuga wird auch mit Johanniskraut kombiniert, um verstärkt depressive Verstimmungen zu bessern.
Ebenso kann der Wurzelextrakt des Sibirischen Rhabarbers, auch als Rhapontikrhabarber bezeichnet, bei Wechseljahresbeschwerden helfen. Als Hauptwirkstoffe gelten Hydroxystilbene, wie Rhaponticin. Auch von dieser Heilpflanze ist ein Spezialextrakt umfangreich untersucht worden. Die Wirkung scheint nach derzeitigem Wissen über eine selektive Modulation des Beta-Östrogenrezeptors zu erfolgen und eine Ähnlichkeit zu den selektiven Östrogenrezeptor-Modulatoren (SERM) aufweisen. Studien zufolge bessert der Extrakt verschiedene Beschwerden der Wechseljahre wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Angstzustände, Reizbarkeit und depressive Verstimmungen. Bis sich die Wirkung voll entfaltet, benötigt auch dieses Phytopharmakon einen gewissen Vorlauf von einigen Wochen.
Im Zusammenhang mit Wechseljahresbeschwerden wird oft auf Asien verwiesen, wo Frauen davon weniger betroffen sind als in westlichen Ländern. Als Grund gilt häufig die sojareiche Ernährungsweise der Asiaten. Ob es hier aber einen direkten Zusammenhang gibt und ob andere Lebensstilfaktoren dabei auch eine Rolle spielen, ist nicht gezeigt. Verschiedene klinische Studien erbrachten uneinheitliche Ergebnisse zur Wirksamkeit von Soja bei Wechseljahresbeschwerden. Belegt ist allerdings, dass Isoflavone, wie sie auch in Soja enthalten sind, an Östrogen-Rezeptoren binden und dort sowohl agonistisch als auch antagonistisch wirken können. Es wird vereinzelt auch postuliert, dass Isoflavone sich günstig auf die Knochendichte, das Herz-Kreislauf-System und kognitive Funktionen auswirken und sogar krebspräventive Eigenschaften haben könnten – aber auch das ist nicht nachgewiesen.
Auch Rotklee wird zur Behandlung klimakterischer Beschwerden in der Apotheke oft nachgefragt. Trifolium pratense, so der botanische Name, ist reich an Isoflavonen, die eine Estrogen-ähnliche Wirkung entfalten können. Es sind dies vor allem Daidzein, Genistein und Glycitein, wobei dem Genistein offenbar eine besondere Bedeutung zukommt. Noch einige weitere Pflanzen(teile) werden im Zusammenhang mit Wechseljahresbeschwerden des Öfteren genannt: Weizenkeime, Hopfenblüten und Leinsamen wird eine schwach phytoöstrogene Wirkung nachgesagt, weswegen sie in manchen Kombinationsmitteln enthalten sind. Zu guter Letzt sei daran erinnert, dass auch Salbei-Präparate gegen übermäßiges Schwitzen helfen können – unabhängig davon, ob die Beschwerden auf hormonellen Veränderungen oder anderen Gründen beruhen.