Was man über Omikron weiß – und was nicht |
Bei Omikron sind noch mehr Fragen offen als bisher beantwortet werden konnten. / Foto: Getty Images/DrPixel
Mit Omikron breitet sich eine Corona-Variante international aus, vor der selbst Geimpfte und Genesene keinen optimalen Schutz haben. Der für das Virus empfängliche Teil der Bevölkerung dürfte sich damit im Vergleich zur Lage mit der Delta-Variante erheblich vergrößern, schätzen Experten. Da Omikron relativ neu ist, lassen sich viele Eigenschaften aber noch nicht mit Sicherheit beschreiben. »Es sind noch mehr Fragen über Omikron offen als beantwortet«, sagte die Infektiologin Jana Schroeder von der Stiftung Mathias-Spital in Rheine. Im Prinzip täglich erscheinen neue Erkenntnisse – meist noch nicht von externen Fachleuten überprüft.
Die Variante hat auffällig viele Erbgutveränderungen an Schlüsselstellen. Mehr als 30 Mutationen betreffen das sogenannte Spike-Protein, mit dem das Virus menschliche Zellen entert. Das Problem: Die bisherigen Impfstoffe sind auf das Spike-Protein des Coronavirus vom Pandemiebeginn ausgerichtet. Verändert sich ein Virus so, dass Antikörper von Genesenen und Geimpften weniger gut ansprechen, nennen Fachleute dies Immunflucht. Daneben gebe es Hinweise unter anderem aus genetischen Analysen, dass Omikron per se ansteckender sei als Delta, sagte Modellierer Dirk Brockmann von der Humboldt-Universität Berlin. Allein die Immunflucht könne die Wachstumsraten nicht erklären.
Der Schutz vor schwerer Erkrankung dürfte vielen Experten zufolge auch bei Omikron erhalten bleiben. »Daten, die das sicher belegen, fehlen aber noch«, sagte Schroeder. Bisherige Labortests deuten darauf hin, dass mit der Variante Infektionen bei Geimpften drohen.
Omikron dürfte eher die erste Abwehrlinie, die Antikörper, überwinden können. Das Immunsystem Geimpfter hat aber noch weitere Mittel, sich zur Wehr zu setzen. Der Schutz vor einer Weitergabe des Virus durch Geimpfte dürfte bei Omikron erheblich beeinträchtigt sein, erwartet Schroeder. Insbesondere Menschen, die erst zweifach geimpft sind, dürften sich nicht in zu großer Sicherheit wiegen und das Testen vernachlässigen. »Am besten wäre es, wenn sich die Menschen so vorsichtig verhalten würden wie zu Pandemiebeginn, als es noch keinen Impfstoff gab.«
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.