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Zellalterung

Was Schlafentzug mit unserem Gehirn macht

Nach einer durchwachten Nacht erscheint das menschliche Gehirn um ein bis zwei Jahre älter. Dies zeigen Untersuchungen eines internationalen Forscherteams, das die Ergebnisse kürzlich im »Journal of Neuroscience« veröffentlicht hat.
Wiebke Gaaz
03.03.2023  10:00 Uhr

Schlaf ist für den Menschen zur Erhaltung der körperlichen und geistigen Gesundheit unerlässlich. Bekannt ist, dass eine verminderte Schlafqualität ein häufiges Merkmal des Alterns ist. Umgekehrt kann eine Schlafstörung den Alterungsprozess des Gehirns beschleunigen. Mit ihrer Studie wollten die Wissenschaftler vom Institut für Neurowissenschaften und Medizin des Forschungszentrums Jülich nun klären, welchen unmittelbaren Einfluss Schlafentzug auf das biologische Alter des Gehirns hat.

Das biologische Alter des Gehirns lässt sich mittels Magnetresonanztomographen (MRT) zuverlässig schätzen und kann vom kalendarischen Alter der Person abweichen, beispielsweise, wenn eine Demenzerkrankung das Gehirn vorzeitig altern lässt.

Für die Untersuchung ermittelten die Forschenden zunächst das biologische Alter des Gehirns von 134 gesunden jungen Freiwilligen im Alter zwischen 19 und 39 Jahren (42 Frauen, 92 Männer) mittels MRT. Anschließend teilten sie die Probanden in drei Gruppen auf und untersuchten verschiedene experimentelle Schlafbedingungen: vollständiger Schlafentzug (Wachzustand mehr als 24 Stunden), akuter Schlafentzug (drei Stunden Schlaf für eine Nacht) und chronischer teilweiser Schlafentzug (fünf Stunden Schlaf in fünf aufeinanderfolgenden Nächten).

In der Gruppe mit einer Wachzeit von mehr als 24 Stunden fanden die Forschenden durchweg eine Erhöhung des biologischen Hirnalters um ein bis zwei Jahre im Vergleich zum Ausgangswert. Dieser Unterschied verschwand nach einer Erholungsnacht jedoch. »Quasi ›verjüngte‹ sich das Gehirn wieder«, erläutert Studienleiter Professor David Elmenhorst in einer Pressemeldung des Instituts. Darüber hinaus hatte weder akuter Schlafentzug noch chronischer teilweiser Schlafentzug eine beschleunigte Hirnalterung zur Folge.

»Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass nur totaler Schlafverlust die Hirnmorphologie bei jungen Teilnehmern in Richtung Alter verändert. Diese Veränderungen werden aber durch Erholungsschlaf rückgängig gemacht«, sagt Elmenhorst. Die Ergebnisse zeigen, dass der Schlaf über seine alltägliche Erholungsfunktion hinaus möglicherweise eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Prozessen der Gehirnalterung spielt.

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