Welche Inhaltsstoffe in Sonnencremes für Kinder sind kritisch? |
Carolin Lang |
24.05.2022 10:30 Uhr |
Auch wenn es oft unangenehm für Kinder ist, Sonnencreme ist wichtig für den Hautschutz. / Foto: Getty Images/Chad Springer
Die Zeitschrift »Öko-Test« hat 21 Kindersonnencremes aus Drogerien, (Bio)-Supermärkten, Reformhäusern und Apotheken von einem Labor auf Problemstoffe wie bedenkliche UV-Filter oder Konservierungsmittel untersuchen lassen. Die getesteten Produkte waren bevorzugt als parfümfrei oder sensitiv deklariert und mit einem hohen oder sehr hohen Lichtschutzfaktor (LSF) von 50 oder 50+ ausgewiesen.
In vier Produkten waren demnach bedenkliche UV-Filter nachzuweisen. So enthielt das apothekenübliche Mittel »Eucerin Sensitive Protect Kids Sun Spray LSF 50+« den Filter Homosalat, der laut Öko-Test potenziell schädlich für Leber, Nieren und Schilddrüse ist. Das Gesamturteil von Öko-Test lautet »mangelhaft«. Drei weitere Produkte im Test enthielten den UV-Filter Octocrylen und zugleich dessen Abbauprodukt Benzophenon, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein.
In zwei der drei Produkte war Benzophenon nur in Spuren enthalten, in »Ream Sun Care Sonnenspray Kinder 50« fand das Labor jedoch mehr als 100 Milligramm pro Kilogramm. Dafür gibt es Punktabzug – vorsorglich, wie Öko-Test klarstellt. Denn das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) halte eine gesundheitliche Beeinträchtigung bei solchen Mengen für unwahrscheinlich. Das Gesamturteil fällt »mangelhaft« aus. Laut Anbieter wird das Produkt seit 2020 nicht mehr hergestellt, merkt Öko-Test an und betont außerdem: »Bei aller Bedenklichkeit einiger UV-Filter: Jede der Sonnencremes ist definitiv besser als ein Sonnenbrand.«
»Ein Unding« ist laut Öko-Test hingegen, dass die »Sunozon Kids Sonnenmilch 50+« von Rossmann das Konservierungsmittel Silberchlorid auf Titandioxid enthält. In Mitteln für Kinder unter drei Jahren dürften Hersteller dieses Mittel laut Kosmetikverordnung nicht einsetzen, denn es lasse sich nicht ausschließen, dass sich Silber im Körper anreichere und zu schiefergrauen Verfärbungen auf der Haut führe. Laut Öko-Test argumentiert der Anbieter, dass das Produkt nicht für Kinder unter drei Jahren gedacht sei. »Nur blöd, dass er das den Eltern auf der Verpackung nicht mitteilt – das wäre das Mindeste. Unser Urteil: ›ungenügend‹«, kontert Öko-Test.
In zwei weiteren Produkten wurden umstrittene Emulgatoren aus der Gruppe der PEG/PEG-Derivate nachgewiesen, die die Haut laut Öko-Test durchlässiger für Fremdstoffe machen. Darunter war auch das apothekenübliche Produkt »La Roche-Posay Anthelios Dermo-Pediatrics 50+ Lotion«, das laut Anbieter aber mittlerweile in neuer Rezeptur erhältlich ist.
In die Gesamtbewertung flossen auch Umweltaspekte ein. Laut Öko-Test waren in der Hälfte der konventionellen Cremes Kunststoffverbindungen in den Rezepturen enthalten, die die Umwelt unnötig belasten könnten. Das sei jedoch ein Fortschritt, im Test von 2020 seien gerade einmal zwei ohne ausgekommen.
Insgesamt erhielten neun Produkte das Gesamturteil »sehr gut«, darunter solche mit mineralischen und chemischen UV-Filtern. Als apothekenübliche Produkte waren hier »Avène Kinder-Sonnenspray SPF 50+« oder »Ladival Für Kinder Sonnenschutz Milch 50+« vertreten. Weitere fünf Produkte schnitten »gut« ab. Damit könne Öko-Test insgesamt »deutlich mehr Cremes empfehlen als noch vor zwei Jahren«.