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Typ-2-Diabetes 

Welchen Einfluss hat die Ernährung auf chronische Wunden?

Chronische Wunden sind eine häufige Folgeerkrankung des Typ-2-Diabetes. Wie groß das Risiko ist, dass schlecht heilende Wunden entstehen, hänge auch von der Ernährung des Patienten ab, betonen Mediziner anlässlich der Diabetes Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) Ende November.
Wiebke Gaaz
02.12.2022  15:00 Uhr

Wunden treten bei Menschen mit Typ-2-Diabetes wesentlich leichter und schneller auf als bei gesunden Menschen, denn ein nicht optimal eingestellter Blutzucker schädigt Nerven und Gefäße. Das führt dazu, dass Geschwüre entstehen, die nicht oder nur schwer heilen. Ist eine Wunde nach acht Wochen nicht verheilt, gilt sie als chronisch. Welchen Einfluss die Ernährung auf bereits bestehende Wunden hat, und worauf Wundpatienten achten sollten, ist Thema auf einer Pressekonferenz anlässlich der 16. Deutschen Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA).

Professor Dr. Thomas Skurk, Leiter des Forschungsschwerpunkts Humanstudien am Institute for Food & Health (ZIEL) der Technischen Universität München beschreibt in einer Pressemeldung gleich zwei Dilemmas, denen sich Behandler stellen müssen: Viele Diabetes-Betroffene sind zwar übergewichtig, weisen aber zugleich eine selektive Mangelernährung auf. Sie sind also mit bestimmten Nährstoffen unterversorgt, die für die Immunabwehr und für die Wundheilung wichtig sind. Um den Mangel nicht zu verschärfen und den Allgemeinzustand zu erhalten, sei nicht immer eine Gewichtsreduktion möglich.

Das zweite Dilemma betrifft den ausgeprägten Flüssigkeits- und Eiweißverlust durch Wundsekrete bei großflächigen Wunden. Diese Verluste können die Patienten nicht einfach durch eine Erhöhung der Trinkmenge und eine proteinreiche Ernährung ausgleichen, ohne möglicherweise Herz oder Nieren in Gefahr zu bringen. Versuche, die Wundheilung mithilfe bestimmter Aminosäuren, Vitamine oder Mineralstoffe zu verbessern, hätten bislang nicht zum Durchbruch geführt, so der Experte. Ein nachgewiesener Nährstoffmangel sollte jedoch in jedem Fall ausgeglichen werden. Momentan ist noch unklar, ob und wie sich die Heilung bereits bestehender Wunden durch Ernährungsinterventionen fördern lässt, denn Studien zu dem Thema sind rar.

Das größere Potenzial für einen Ernährungseffekt liege in der Prävention, erläutert Skurk. Hier sei auch die Politik gefragt, den Menschen die Entscheidung für gesunde und gegen ungesunde Verhaltensweisen zu erleichtern, sagte Privatdozent Dr. Kilian Rittig, Diabetologe und Tagungspräsident der DDG. Er fordert im Rahmen der Nationalen Diabetesstrategie steuerliche Entlastungen für gesunde Lebensmittel, eine verpflichtende Kennzeichnung aller Lebensmittel mit dem Nutri-Score und ein besonderes Augenmerk auf Kitas und Schulen. Zudem empfiehlt die DDG, täglich eine Stunde Bewegung in die Stundenpläne einzubauen und ungesunde Lebensmittel für Kinder mit einem umfassenden Werbeverbot zu belegen.

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