Weniger Alkohol und Drogenexzesse |
Pandemiebedingt fanden nicht so viele Partys statt. / Foto: Getty Images/Hollie Fernando
Weniger Partys gleich weniger Rausch bei Jugendlichen? Das legt zumindest das Ergebnis einer Studie nahe, die die DAK-Gesundheit an diesem Dienstag vorgestellt hat. Demnach waren im Corona-Pandemiejahr 2020 deutlich weniger Schulkinder wegen Alkoholmissbrauchs in ärztlicher Behandlung. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die deshalb Krankenhäuser oder Arztpraxen aufsuchten, sank im Vergleich zu 2019 um 28 Prozent.
Auch bei Tabak, Cannabis und weiteren Drogen zeigt sich im sogenannten Kinder- und Jugendreport 2021 ein Rückgang. So wurden 2020 insgesamt 18 Prozent weniger Kinder wegen Substanzmissbrauchs ärztlich versorgt. Gestiegen ist dem Bericht zufolge dagegen unter anderem die Zahl der depressiven Jugendlichen.
Für den Report untersuchten Wissenschaftler der Universität Bielefeld anonymisierte Abrechnungsdaten von rund 800.000 Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. »Wir müssen den Rückgang des Suchtmittelkonsums bei Jugendlichen vorsichtig interpretieren«, sagte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, zu den Daten. Der Rückgang könne »auch damit zusammenhängen, dass Eltern stark mit sich selbst beschäftigt waren« und deshalb weniger Kinder in Behandlung gewesen seien. Jenseits dessen sei der Einbruch bei den Alkoholexzessen aber »sicherlich auch auf weniger Partys« zurückzuführen.
Die Daten zu Depressionen zeigen, dass acht Prozent mehr Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren neu an Depression erkrankten. Mädchen seien hier im späten Jugendalter dreimal so häufig wegen Depressionen in Behandlung gewesen wie gleichaltrige Jungen. Bei den Fünf- bis Zwölfjährigen erkrankten knapp zwölf Prozent weniger an Depressionen. Diese Altersgruppe wies dem Report zufolge aber deutlich mehr neue Fälle von Fettleibigkeit auf. So habe es im Vergleich zum Vorjahr 16 Prozent mehr Grundschulkinder gegeben, die neu an Adipositas erkrankt seien. Bei den älteren Teenagern blieb die Zahl demnach konstant.
Sorge bereitet den Studienautoren auch ein weiterer Befund zur Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV), was junge Frauen betrifft: Den Daten zufolge ist die Zahl der verabreichten Impfungen, die heranwachsende Frauen vor Gebärmutterhalskrebs schützen können, um 14 Prozent zurückgegangen. Kinder- und Jugendärzte-Präsident Fischbach mahnte dazu, möglicherweise versäumte Informationskampagnen für diese Gruppe nachzuholen.