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Bei Verdauungsproblemen

Weniger FODMAPs, weniger Gase

FODMAPs gelten als eine häufige Ursache von Verdauungsproblemen. Es kann dann einen Versuch wert sein, sie wegzulassen und zu beobachten, ob die Beschwerden sich verbessern. Aber was sind FODMAPs überhaupt?
dpa
26.11.2021  13:30 Uhr

»FODMAP stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt: fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole«, erklärt Karina Haufe, Ernährungstherapeutin. FODMAPs sind also eine Gruppe kurzkettiger Kohlenhydrate und Zuckeralkohole. Die Stoffe gelangen größtenteils unverdaut in den Dickdarm und werden dort von Bakterien fermentiert. Dieser Gärungsprozess kann zu Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Sodbrennen und Übelkeit führen. Das betrifft insbesondere Menschen, die mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, dem Reizdarmsyndrom oder funktionellen Magen-Darm-Beschwerden zu kämpfen haben. Sie reagierten häufig stark auf eine FODMAP-reiche Nahrung und sollten deswegen auf die beschriebenen Beschwerden vermehrt achten, rät Haufe.

Da die Symptome weit verbreitet sind, ist auch eine FODMAP-arme Kost mittlerweile Bestandteil vieler Ernährungsratschläge. Entwickelt wurde das Konzept um das Jahr 2010 von australischen Forschern, seitdem hat sich die Idee weltweit verbreitet. Eine Ernährung mit wenig FODMAPs reduziert laut Haufe in vielen Fällen die Verdauungsbeschwerden. Auch Begleitsymptome einer Unverträglichkeit – etwa Müdigkeit und Schlappheit – bessern sich oft. Die Lebensqualität steige.

Zu beachten ist: Nicht alle Menschen leiden unter FODMAP-reicher Kost. »Zunächst sollte man verstehen, dass FODMAPs nicht ungesund sind«, sagt Professor Martin Storr, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie. FODMAP-reiche Lebensmittel seien bei einem Reizdarm ungünstig, weil sie Beschwerden ermöglichen oder auslösen. »Diese Lebensmittel sind also nicht ungesund, sondern beschwerdeinduzierend – das ist ein Unterschied«, stellt der Mediziner klar.

Weniger Blähungen durch FODMAP-arme Kost

Storr beobachtet, dass viele Patienten, die von verschiedenen Symptomen im Verdauungstrakt geplagt werden, mit einer Umstellung auf FODMAP-arme Kost gute Erfahrungen machen. »Es bietet Vorteile«, sagt er. »Weil man weniger gebläht ist, weil man weniger Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe hat, weil man weniger Unwohlsein im Bauch hat und weil sich der Stuhl sehr günstig reguliert.«

Der Experte erklärt den medizinischen Hintergrund: »Die Darmflora freut sich riesig auf FODMAP-reiche Lebensmittel, stürzt sich auf die FODMAP-reichen Nahrungsbestandteile und macht das, was sie kann«, so Storr. Nämlich fermentieren. »Dabei entstehen viele Gase.« Diese könnten sich in Blähungen zeigen oder den Bauch von innen heraus aufblähen. »Das verursacht einen Dehnungsschmerz oder krampfartige Schmerzen.« Eine Umstellung auf FODMAP-arme Kost muss nicht in ärztlicher Begleitung erfolgen, jeder kann es für sich ausprobieren. »Es gibt grundsätzlich keine Nachteile«, sagt Storr.

Herausfinden, was gut vertragen wird

Liegen Beschwerden vor, empfiehlt Haufe, zunächst herauszufinden, auf welche FODMAPs man reagiert. »Es ist nicht das Ziel, für immer alle zu vermeiden. Dies ist nur in der Karenzphase angedacht und auch dann nur, wenn Unverträglichkeiten nicht bereits anderweitig ausgeschlossen wurden«, sagt sie.

Als Karenzphase bezeichnet man die Zeit, in der auf die möglicherweise für einen selbst ungünstigen Lebensmittel verzichtet werden soll. Nach der Karenzphase werde gezielt auf einzelne FODMAPs getestet, so Haufe. So kann man herausfinden, auf welche davon eine Person reagiert. Auch die Menge kann eine Rolle spielen. Hilfreich sei ein Ampelsystem, in dem Lebensmittel nach ihrem FODMAP-Gehalt eingeteilt werden: Grün, Gelb oder Rot zeigen an, wie hoch der Gehalt ist – und damit die Wahrscheinlichkeit, dass man als Mensch mit einem empfindlichen Verdauungstrakt auf eine bestimmte Speise mit Beschwerden reagiert.

Im Herbst besonders leicht Eine FODMAP-arme Ernährung ist vom Frühstück bis zum Abendessen und über das gesamte Jahr hinweg möglich. »Im Herbst ist es besonders einfach, denn Kürbis und Kartoffeln sind sehr gut verträglich und können daher vielfältig kombiniert werden«, sagt Haufe.

Als Idee für einen FODMAP-armen Start in den Tag schlägt sie Porridge mit Mandarinen oder Rührei mit Speck vor. Mittags könnten Kürbissuppe oder ein Stück Fisch mit Kohlrabi-Kartoffel-Gemüse auf den Teller kommen. Für das Abendessen empfiehlt sie Ofenkürbis mit körnigem, laktosefreiem Frischkäse oder eine Hirse-Quinoa-Gemüsepfanne.

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