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Demenz, Krebs, Schmerzen

Wenn Einsamkeit krank macht

Einsamkeit kann weh tun und krank machen. Das Thema rückt immer mehr in den Fokus von Wissenschaft und Politik. Was man darüber weiß – und dagegen tun kann.
dpa
09.03.2023  13:30 Uhr

Wenn der Freundeskreis schrumpft, Partner sterben, die Gesundheit nicht mehr mitmacht oder auch das Geld für Kino und Restaurantbesuche fehlt, können vor allem ältere Menschen schnell in die Einsamkeit abrutschen.

Das Thema Einsamkeit rückt immer mehr in den Fokus von Politik und Wissenschaft. Im Juni 2022 gab Familienministerin Lisa Paus (Grüne) den Startschuss für eine »Strategie gegen Einsamkeit«. »Ziel ist es, das Thema in Deutschland stärker zu beleuchten und Einsamkeit stärker zu begegnen«, erklärt Axel Weber vom »Kompetenznetz Einsamkeit« (KNE), das das Ministerium wissenschaftlich unterstützt und begleitet.

Dauerhaft einsam fühlen sich nur wenige

In einer Studie des KNE heißt es, dass vor der Covid-19-Pandemie rund 14 Prozent der Menschen in Deutschland einsam waren. Während der Pandemie sei der Anteil auf 42 Prozent im Jahr 2021 gestiegen. Allerdings wurden alle Menschen mitgezählt, die angaben, sich mindestens manchmal einsam zu fühlen. »Wirklich dauerhaft einsam fühlt sich eine Minderheit. Die meisten Menschen fühlen sich geborgen«, sagt Einsamkeitsforscherin Maike Luhmann von der Ruhr-Universität Bochum.

Sie geht von etwa 5 Prozent an chronisch einsamem Menschen in der Bevölkerung aus. Wie sich die Zahl der Einsamen seit der Corona-Pandemie entwickle, wisse man noch nicht. Statistiken seien generell schwierig. »Es gibt keine messbare Definition. In der Wissenschaft wird Einsamkeit als ein Zustand definiert, bei dem die sozialen Beziehungen nicht den Erwartungen der Menschen entsprechen. Dieser Punkt ist für jede Person irgendwo anders«, so Luhmann.

Es lasse sich auch nicht sagen, dass sich die Zahl der Einsamen in den vergangenen Jahrzehnten erhöht habe. »Wir wissen nicht, wie einsam die Menschen vor 20, 30 oder 50 Jahren waren«, so Luhmann. Die Einsamkeitsforschung stecke in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Heute lebten zwar viele Menschen allein. Das bedeute aber nicht automatisch, dass sie sich auch einsam fühlten.

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