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»Historischer Moment«

WHO empfiehlt Malaria-Impfstoff für Kinder

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erstmals die breite Anwendung eines Impfstoffes gegen Malaria empfohlen.
dpa/PZ
12.10.2021  14:00 Uhr
WHO empfiehlt Malaria-Impfstoff für Kinder

Das Vakzin »RTS,S/AS01« solle an Kinder in Afrika südlich der Sahara und in anderen Malaria-Regionen verabreicht werden, hieß es letzten Mittwoch von der UN-Behörde in Genf. »Dies ist ein historischer Moment«, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Zusammen mit bisherigen Präventionsmaßnahmen könnten nun jährlich Zehntausende junge Leben gerettet werden.

Die Empfehlung beruht auf Pilotversuchen mit rund 800.000 Kindern in Ghana, Kenia und Malawi. Unter den jungen Geimpften sind tödliche Krankheitsverläufe laut der WHO um 30 Prozent zurückgegangen. Das Vakzin sei sicher, betonte Tedros.

Jedes Jahr gibt es rund 200 Millionen Malaria-Infektionen, überwiegend in Afrika. Viele Menschen stecken sich mehrmals im Jahr an. 400.000 Menschen sterben jährlich dadurch, vor allem Kinder unter fünf Jahren. 94 Prozent der Malaria-Todesfälle verzeichnen afrikanische Länder.

Vor rund 20 Jahren wurde der Schutz vor Mückenstichen in Malaria-Gebieten intensiviert, unter anderem durch den Einsatz von Moskitonetzen für die Nacht, die mit Insektiziden behandelt sind. Dadurch gingen die Infektionszahlen zurück. Seit ein paar Jahren stagnierten sie aber.

Impfstoff als nachhaltige Lösung

Eine nachhaltige Lösung dieses Problems ist nur mithilfe von gut wirksamen und verträglichen Impfstoffen zu erreichen. Diese zu entwickeln, erwies sich als äußert schwierig. Höhen und Tiefen begleiteten die Entwicklung von Schutzimpfstoffen gegen Malaria.

Den Impfstoff RTS,S/AS01 entwickelte das britische Pharmaunternehmen Glaxo-Smith-Kline (GSK). Unterstützt wurde das Unternehmen von der Malaria-Impfstoff-Initiative der gemeinnützigen Organisation PATH, die auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung Geld erhält. 2015 erhielt der GSK-Impfstoff ein positives Votum von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Danach begannen die Pilotversuche.

Der Impfstoff enthält zwei relevante Bereiche (Epitope) eines Proteins des Malariaerregers Plasmodium falciparum. Diese Epitope wurden an ein Hepatitis-B-Oberflächen-Antigen fusioniert. Zusätzlich enthält der Impfstoff auch ein freies Hepatitis-B-Oberflächen-Antigen. Die Vakzine schützt demnach auch vor Hepatitis B, aber nicht gegen Plasmodium vivax, den außerhalb von Afrika vorherrschenden Malariaerreger. Die RTS,S-Vakzine wird gentechnisch hergestellt. Die resultierenden virusähnlichen Partikel werden mit einem liposomalen Adjuvans (AS01) kombiniert.

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