PTA-Forum online
Adipositas-Chirurgie

Wie es nach der Magen-OP weitergeht

Magenverkleinerungen können extrem übergewichtigen Menschen helfen, einen großen Teil ihres Gewichts zu verlieren. In den ersten Monaten und Jahren klappt das oft mühelos. Doch danach beginnt die eigentliche Arbeit.
dpa
31.05.2022  12:00 Uhr

Hier ein Bonbon, da ein Schokoriegel: Alexandra Knoch überlegt sich im Büro mittlerweile gut, ob ein Gang zur Teeküche sein muss, denn der dort immer gefüllte Süßigkeitenteller ist verlockend. »Die alten Gewohnheiten kehren irgendwann wieder zurück«, sagt die 55-Jährige. Nach einer Magenoperation vor fünf Jahren verlor sie 90 von 176 Kilogramm – bei einer Größe von 1,57 Meter. Zehn der verlorenen Kilos sind inzwischen wieder drauf – und gegen diese kämpft sie nun an.

Damit ist sie noch ein relativ leichter Fall. »Etwa jeder fünfte Patient nimmt nach einer Magenoperation langfristig wieder so viel zu, dass man von einer klinisch relevanten Gewichtszunahme spricht«, sagt Professor Jodok Fink, Oberarzt am Adipositaszentrum der Universitätsklinik Freiburg. Bei diesen Patienten könne die Lebensqualität wieder deutlich eingeschränkt sein und typische Begleitkrankheiten der Adipositas wie Bluthochdruck und Diabetes träten teilweise wieder auf.

Das muss Alexandra Knoch momentan nicht fürchten: »Mir geht es gut. Früher hatte ich Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Schlafapnoe, extrem hohe Cholesterin- und Leberwerte. Das ist alles Geschichte«, so Knoch. Nur die Gelenke seien nicht mehr reparabel. »Deshalb kann ich nur noch Aquafitness machen«, so Koch, die bis zu vier Mal wöchentlich trainiert.

Ihr Magen wurde verkleinert und weiter unten in den Darm geleitet, damit dieser die Nahrung nur noch teilweise verwerten kann. »In den ersten eineinhalb Jahren musste ich mir gar keine Gedanken machen. Ich konnte nur noch Kinderportionen essen. Zwei Röllchen Sushi, mehr ging nicht«, sagt Knoch. Nun seien es sechs Sushi-Röllchen. Das sei zwar immer noch relativ wenig, aber genug, um langsam wieder zuzunehmen. »Man muss kämpfen«, so die 55-Jährige.

»Wir können ungefähr 60 bis 70 Prozent des Übergewichts bekämpfen. Ein bis drei Jahre nach der Operation erreichen die Patienten ihr niedrigstes Gewicht. Danach nimmt die Mehrzahl wieder zu, um dann zumeist ein relativ stabiles Gewicht zu erreichen«, sagt Dr. Jonas Raakow vom Interdisziplinären Adipositaszentrum an der Berliner Charité, an dem auch Alexandra Knoch operiert wurde. In einem gewissen Maße sei eine Zunahme auch kein Problem. »Aber man muss sie kontrollieren«. In manchen Fällen sei auch eine weitere Operation nötig, um den Gewichtsverlust zu steigern.

Mehr von Avoxa