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Immer schön Schlagfertig

Wie man mit (zu) neugierigen Verwandten umgeht

Wenn – wie an Weihnachten – die Familie zusammenkommt, kann das anstrengend sein. Vor allem, wenn die Anverwandten ihre Nase in Angelegenheiten stecken, die sie eigentlich nichts angehen. Doch man kann sich vorbereiten.
dpa
20.12.2022  12:30 Uhr
Wie man mit (zu) neugierigen Verwandten umgeht

Gerade bei größeren Familientreffen ergreifen mehr oder weniger nahe Verwandte gerne die Gelegenheit und bringen unangenehme Fragen wie nach einer möglichen Heirat, Nachwuchs oder dem nächsten Karriereschritt auf den Tisch. So schön es ist, dass man sich in der Familie füreinander interessiert und Anteil nimmt an Freud und Leid: Manche Dinge möchte man in dieser Runde dann lieber doch nicht erörtern.

In solchen Situationen cool und gelassen zu kontern, ist aber gerade im familiären Kontext leichter gesagt als getan. Beziehungen zu Verwandten haben ihre eigenen Gesetze: Man sucht sie sich im Unterschied zu Freunden nicht aus, sie können enorm nerven und trotzdem fühlt man sich ihnen verbunden.

»Das sind Urinstinkte: Wir wollen zum Rudel dazugehören. Je näher einem eine Person steht, umso mehr möchte man gefallen«, sagt Gisela Ruffer, Paartherapeutin und Beziehungscoach aus Landshut und Autorin des Buchs »Selbstbewusst Nein sagen«. Wenn das Rudel die eigene Lebensweise in Frage zu stellen scheint, dann schmerze das besonders, sagt Ruffer: »Das trifft den Selbstwert, weil es um die entscheidenden Fragen geht: Wer bin ich, was darf ich, warum genüge ich nicht?«

Am besten wappnet man sich mit einem Schutzschild aus Schlagfertigkeit. Auf Kommentare wie beispielsweise »Du hast aber ein schönes rundes Bäuchlein«, die dazu dienen, herauszufinden, ob ein Baby unterwegs ist, könne man gut schlagfertig reagieren: »Stimmt. Und das war harte Arbeit. Mit viel Lasagne.« Mit einer solchen Antwort »hat man das Fass ganz schnell wieder zugemacht«, sagt Nicole Staudinger.

Schlagfertigkeit lässt sich trainieren

Die schnelle, gelassene Reaktion sollte man ruhig üben, empfiehlt sie, »denn für eine schlagfertige Antwort hat man nur drei Sekunden«. Für den Anfang reichen wenige Worte, ein trockenes »Ach was« oder ein schlichtes »Schau an« mit hochgezogener Augenbraue. »Nicht verlegen herumdrucksen zu müssen, sondern spontan und schnell reagieren zu können, rettet die Souveränität und fühlt sich gleich viel besser an«, sagt Staudinger.

Die Schlagfertigkeit ist der Schutzschild für den Moment. Wie gut sie gelingt, hängt auch von der Tagesform ab. Vielleicht trifft die Verwandte mit ihrer Bemerkung ausgerechnet den wunden Punkt, der einen selbst schon seit Monaten beschäftigt. Und bringt einen so aus der Fassung, dass selbst der antrainierte Konter im Hals steckenbleibt.

Schon im Vorfeld absehbaren Themen begegnet Nicole Staudinger deshalb lieber mit »guter Kommunikation«. Statt an der Kaffeetafel nervös darauf zu warten, von einem oder einer Verwandten wieder auf ein Bäuchlein angesprochen zu werden, »könnte man sie im Vorfeld anrufen und sagen, dass man sich sehr freut, sie bei der Familienfeier zu treffen, dass man aber das Thema einer möglichen Schwangerschaft lieber ausklammern möchte«, rät Staudinger: »Dann ist das von vornherein geklärt.«

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