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Wandelbar und verletzlich

Wie sich die Psyche im Alter verändert 

Persönlichkeitsveränderung im Alter? Unmöglich sagt der Volksmund und die Wissenschaft gab ihm lange recht. Heute weiß man, das Gegenteil ist der Fall und auch psychische Erkrankungen rücken zunehmend in den Fokus der Gesundheitsversorgung alter Menschen. 
Carina Steyer
14.02.2023  11:30 Uhr

Je älter ein Mensch wird, umso größer die Wahrscheinlichkeit für tiefgreifende Veränderungen, etwa durch Verlust, Krankheit oder einfach einen neuen Lebensabschnitt. Solch eine Veränderung ist der Eintritt in den Ruhestand. Neue Aufgaben und Herausforderungen zu finden, den Tag selbstständig zu strukturieren und der Wegfall beruflicher Anerkennung wird besonders von Menschen, die sich stark über ihre Arbeit definiert haben, als äußerst belastend erlebt.

Gesundheitliche Probleme werden mit fortschreitendem Alter immer präsenter. Krankheitsphasen nehmen zu und dauern länger an als in jungen Jahren. Mehrere Erkrankungen können gleichzeitig auftreten und schwere Erkrankungen werden häufiger. Im hohen Alter können körperliche und geistige Fähigkeiten nachlassen, was zu Einschränkungen der Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit führt. Vielen Menschen fehlt es nun an Zukunftsplänen und Zielen. Die Endlichkeit des Lebens wird ihnen bewusster und sie beginnen, sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen.

Gleichzeitig werden Beziehungsverluste häufiger, weil der Partner, ein Familienmitglied oder ein enger Freund verstirbt. Dies spiegelt sich auch im emotionalen Erleben älterer Menschen. Laut einer Studie der Universität Leipzig empfinden ältere Menschen seltener Ärger, Feindseligkeit und Verachtung als jüngere Menschen. Die Traurigkeit jedoch bleibt gleich und nimmt im hohen Alter eher etwas zu.

Das Alter gilt nicht grundsätzlich als Risikofaktor für eine psychische Erkrankung. Das Risiko steigt jedoch mit den negativen Veränderungen, die es mit sich bringen kann. Jede einzelne Veränderung stellt eine psychische Belastung dar, die eine psychische Erkrankung begünstigen kann. Da sich Belastungen vor allem im hohen Alter häufen, hat das Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Schätzungen zufolge sind 17 Prozent der Menschen über 75 Jahren von einer depressiven Störung betroffen, 7 Prozent sind an einer schweren Depression erkrankt. In Pflegeeinrichtungen ist die psychische Belastung der Bewohner besonders hoch. Hier weist die Mehrheit der Bewohner eine psychische Erkrankung auf.

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