Wie sicher sind die Corona-Impfstoffe? |
Die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna enthalten mRNA, das ist neu. Informationen zur Langzeitverträglichkeit gibt es deshalb (noch) nicht. Da stellt sich die Frage: »Soll ich´s wirklich machen, oder lass´ ich´s lieber sein?« / Foto: Adobe Stock/Looker_Studio
Unberechtigt sind diese Fragen sicher nicht. Zumal es sich bei den beiden Impfstoff-Kandidaten – einer von der US-amerikanischen Firma Moderna und einer von dem Mainzer Unternehmen Biontech in Zusammenarbeit mit dem US-Pharmariesen Pfizer – um sogenannte mRNA-Impfstoffe handelt, die auf einer noch neuen Impfstoff-Technologie beruhen. Bislang gibt es weltweit noch keinen zugelassen Impfstoff, der auf diese Weise hergestellt wird und wirkt.
Der grundlegende Unterschied dieser neuartigen Impfstoffe zu etablierten Vakzinen: Sie enthalten keine abgeschwächten oder abgetöteten Viren, sondern lediglich eine Bauanleitung für einen Bestandteil des Covid-19-Erregers. Diese Anleitung wird in Form eines sogenannten mRNA-Moleküls in den Körper geimpft, wo dann die menschlichen Zellen selbst ein Eiweiß des Virus herstellen. Im Falle von SARS-CoV-2 ist es das sogenannte Spike-Protein auf der Oberfläche des Virus. Es regt das menschliche Immunsystem zur Bildung von Abwehrstoffen an.
Erste Daten der fortgeschrittenen klinischen Prüfung legen nahe, dass die Impfstoffe eine hohe Wirksamkeit haben und im Allgemeinen gut vertragen werden. Als Nebenwirkungen traten bei einem Teil der geimpften Probanden nach Angaben der Unternehmen Müdigkeit, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Rötungen an der Einstichstelle auf. Vergleichbare Reaktionen sind von anderen Impfstoffen bekannt und auch ein Zeichen dafür, dass der Impfstoff macht, was er soll: Das Immunsystem auf Trab bringen.
Was bisher fehlt sind Informationen über seltene, möglicherweise auch schwere Nebenwirkungen, da diese erst nach Impfung vieler Menschen und längerer Beobachtungszeit offensichtlich werden. »Es gibt deshalb ein Restrisiko«, sagt Christian Bogdan, Direktor des Instituts für Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene an der Uniklinik Erlangen. »Wie hoch das ist, muss in den kommenden Monaten und Jahren geprüft werden.« Um seltene Nebenwirkungen zu erfassen, sei es üblich, klinische Studien auch nach der Zulassung fortzuführen.
Grundsätzlich basiere die Entscheidung für oder gegen eine Impfung immer auf einer Nutzen-Risiko-Abwägung, so der Experte, der auch Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI) ist. Er macht folgende Beispielrechnung auf: Wenn ein alter Mensch bei einer Corona-Infektion mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent stirbt, »und gleichzeitig das Risiko, eine schwere Nebenwirkung der Impfung zu bekommen, 1:50 000 oder noch weniger beträgt, würde ich dieses Risiko in Kauf nehmen.«
Kinder hingegen würde Bogdan nicht impfen, weil ihr Risiko an Covid-19 zu sterben, gegen Null gehe und sie gleichzeitig noch ein sehr langes Leben vor sich hätten. »Das alles sind völlig legitime ethische Überlegungen«, betont Bogdan. Sie spiegeln sich auch in den Impfempfehlungen der STIKO wider, nach denen zunächst nur Risikogruppen geimpft werden sollen. »Damit erreichen wir, was wir wollen: den größtmöglichen Nutzen für die gesamte Gesellschaft erreichen.«
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.