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Lidrandpflege und künstliche Tränen

Wieder feuchte Augen kriegen

Bei gereizten oder tränenden Augen sind Tränenersatzmittel meist Mittel der Wahl. Das zur Verfügung stehende Angebot ist breit gefächert und erschwert die Wahl des passenden Ophthalmikums. In der Beratung sollten PTA und Apotheker deshalb gezielt nachfragen, um die Therapie an die Bedürfnisse des Betroffenen anpassen zu können.
Birgit Fuchs
17.06.2021  08:30 Uhr

Etwa 15 bis 17 Prozent aller Deutschen machen trockene Augen zu schaffen. Inzwischen gelten sie sogar als Volkskrankheit. Vor allem zu langes Arbeiten am Bildschirm steht bei den exogenen Risikofaktoren an der Spitze. Denn langes Starren auf den Monitor lässt die Lidschlagfrequenz sinken, was den Tränenfilm stört und typische Beschwerden wie Augenbrennen oder -jucken, gerötete und schmerzende Augen, Fremdkörpergefühl oder eine erhöhte Blendungsempfindlichkeit hervorruft. Klimaanlagen und Heizungen erniedrigen die Luftfeuchtigkeit und begünstigen zusätzlich die Entstehung eines sogenannten Office-Eye-Syndroms.

Endogene Ursachen für trockene Augen sind bestimmte Erkrankungen wie Rheumatismus, Schilddrüsenleiden, Diabetes und verschiedene Hauterkrankungen ebenso wie hormonelle Umstellungen während der Schwangerschaft oder der Wechseljahre. Generell nimmt im Alter die Tränenproduktion ab. Als weitere Stressfaktoren gelten Zugluft, Tabakrauch, oder auch Kontaktlinsen, die möglicherweise den Aufbau des Tränenfilms stören. Neuerdings ist auch vom Masken-assoziierten trockenen Auge die Rede. Aufgepasst: Arzneimittel wie die Pille, Antiallergika, Psychopharmaka, Schlafmittel oder Blutdrucksenker, zum Beispiel Betablocker, können ebenfalls trockene Augen auslösen.

Gut befilmt

Bei trockenen Augen ist meist der physiologische Tränenfilm gestört. Dieser benetzt, befeuchtet und ernährt Horn-und Bindehaut, schützt vor Infektionen und versorgt die Hornhaut mit Sauerstoff. Er ist aus drei Schichten aufgebaut. Die Mucin-Schicht liegt auf der Hornhaut auf, darauf folgt eine wässrige Schicht und als »Versiegelung« nach außen dient eine Lipidschicht. Ist die Zusammensetzung oder Menge dieser komplexen Gleitflüssigkeit gestört, reicht die normale Lidschlagfrequenz nicht mehr zur Befeuchtung des Auges aus. Als Gegenmaßnahmen erhöht der Körper die Lidschlagfrequenz und die Produktion der Tränenflüssigkeit, weshalb Betroffene anfangs oft ein verstärkter Tränenfluss plagt.

Genügen diese Gegenmechanismen nicht, treten mechanische Reibung beim Blinzeln auf, Infektionserreger werden schlechter ausgespült und die Sauerstoffversorgung der Hornhaut verschlechtert, erkennbar als Rötung. Die Augenoberfläche wird wund und kann sich entzünden. Unbehandelt können schlimmstenfalls Ulzera und Narben auf der Hornhaut entstehen, die die Sehfähigkeit beeinträchtigen.

Manche Menschen produzieren per se zu wenig Tränenflüssigkeit. Sie leiden an der selteneren hyposekretorischen Form des trockenen Auges, was etwa zehn Prozent der Betroffenen ausmacht. Sie klagen häufig über ein sporadisch auftretendes Fremdkörper- oder Sandkorngefühl. Weitaus häufiger ist jedoch mit etwa 80 Prozent die hyperevaporative Form, bei der der wässrige Anteil des Tränenfilms zu schnell verdunstet, weil der nach außen hin versiegelnde Lipidanteil zu gering ist. Typische Anzeichen sind brennende, tränende und morgens verklebte Augen.

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