Windeldermatitis – Babys wunde Stelle |
Ein heiler Po ist wichtig für das Wohlbefinden des Babys. / Foto: Adobe Stock/Tomsickova
Naturvölker kennen keine Windeldermatitis, während der wunde Po bei Deutschlands Wickelkindern zu den häufigsten dermatologischen Erkrankungen zählt. Bei betroffenen Babys ist die Haut im Windelbereich gerötet, teilweise auch aufgequollen, und mit kleinen Bläschen oder Pusteln bedeckt. Betroffen sind vor allem der Po, die Genitalien und die Innenseite der Oberschenkel. Hautfalten hingegen sind oft ausgespart. Breiten sich die erythematösen Papeln über die Windelregion aus oder zeigen sich offene, nässende Stellen und Verkrustungen, deutet das auf eine sekundäre Infektion hin. Häufige Erreger sind Candida albicans als Auslöser von Windelsoor oder Staphylococcus aureus.
Die gute Nachricht ist, dass die Windeldermatitis mittlerweile auch in Deutschland seltener auftritt als früher, da die Möglichkeiten, ihr vorzubeugen, besser geworden sind. Am anfälligsten sind Säuglinge im Alter zwischen neun und zwölf Monaten. In dieser Zeit entwöhnen Eltern sie oft von der Muttermilch und Beikost spielt bereits eine große Rolle. Typische Risikofaktoren für eine Windeldermatitis sind außerdem ein zu seltenes Windelwechseln, übertriebene Hygiene und ungeeignete Reinigungs- und Pflegemittel. Auch eine Durchfallerkrankung, saure oder scharfe Lebensmittel sowie bestimmte Medikamente wie Antibiotika können die Entstehung begünstigen.
Der wunde Babypo entsteht durch ein Zusammenspiel von irritierenden, enzymatischen und mikrobiellen Faktoren im feuchtwarmen Windelmilieu. Eine eng sitzende und dicht abschließende Windel lässt zwar weder Urin noch Stuhl heraus, ist für die Haut jedoch eine Strapaze. Sie wird nicht nur mechanisch belastet, wenn die Windel scheuert, der Okklusionseffekt beeinträchtigt auch ihre natürliche Barrierefunktion und macht sie durchlässiger. Babys Haut wird dadurch anfälliger für Infektionen mit Bakterien oder (Hefe-)Pilzen, die im Inneren der Windel optimale Wachstumsbedingungen vorfinden. Ein weiteres Problem sind irritierende Substanzen aus Stuhl und Urin. Selbst moderne aufsaugende Materialen können nicht völlig verhindern, dass die Haut mit den Ausscheidungen in Kontakt kommt. Bakterielle Ureasen verstoffwechseln Harnstoff aus dem Urin, wobei alkalischer Ammoniak freigesetzt wird. Normalerweise liegt der pH-Wert der Haut bei 5,5 oder darunter. Wenn Ammoniak den pH-Wert anhebt, bilden sich weniger antimikrobielle Peptide, die Infektionserreger von der Haut fernhalten. Lipasen und Proteasen aus dem Stuhl werden wiederum bei einem erhöhten pH-Wert aktiver. Sie zersetzen nicht nur Eiweiße und Fette in der Nahrung, sondern auch solche in der Haut.
Empfehlungen für die Prophylaxe und Therapie der Windeldermatitis fasste 1999 die US-Amerikanische Dermatologin Susan Boiko mit den ersten fünf Buchstaben des Alphabets, also ABCDE, als Akronym zusammen (siehe Kasten). Die A- bis E-Kriterien gelten bis heute als Therapiestandard und basieren darauf, Okklusionseffekte zu vermeiden, Babys Haut zu schützen und regelmäßig gründlich zu reinigen, die Windelversorgung zu optimieren und Eltern über die Hautkrankheit aufzuklären. Bei letzterem ist allerdings Fingerspitzengefühl gefragt. Eltern sollen zwar auf die richtige Pflege hingewiesen werden, aber dabei nicht das Gefühl bekommen, am Wundwerden ihres Babys schuld zu sein.
Wer im Anfangsstadium einer Windeldermatitis gleich richtig reagiert, kann das Problem mit etwas Glück schnell in den Griff bekommen. Für die geschundene Haut sind windelfreie Zeiten eine Wohltat. Eltern können ihr Baby also ruhig mal längere Zeit an der Luft strampeln lassen. Ansonsten ist alle zwei bis drei Stunden ein Windelwechsel angebracht, damit der Urin die Haut nicht zu lange reizt und irritiert. Zusätzlich sollen Eltern nach jedem Stuhlgang des Babys die Windel erneuern.
Das gibt auch die Gelegenheit, den Po sorgfältig von Urin, Stuhl und Salbenresten zu befreien. Zum Reinigen eignen sich handwarmes, seifenfreies Wasser und milde Syndets (wie Eubos® Basis Pflege Flüssig Wasch + Dusch). Seifen hingegen erhöhen den pH-Wert und greifen den Säureschutzmantel der Haut an. Öle, zum Beispiel Oliven- oder Mandelöl, helfen, Stuhl- und Cremereste gründlich, aber dennoch sanft zu entfernen. Dabei ist auch an gerne übersehene Stellen wie Hautfältchen zu denken. Den Windelbereich tupfen Eltern beim Reinigen vorsichtig ab und legen die frische Windel erst an, wenn die Haut wirklich trocken ist. Für unterwegs kann die PTA Einmaltücher empfehlen. Dabei sind Feuchttücher zu wählen, die frei von Alkohol und sensibilisierenden Inhaltsstoffen wie Duftstoffen sind.
Bei der Entstehung der Windeldermatitis spielt auch die Wahl der Windel eine Rolle. Stoffwindeln mögen ökologischer und ökonomischer sein, bieten Babys Haut aber weniger Schutz. Moderne Einmalwindeln sorgen zwar für große Müllberge, punkten aber mit einem mehrschichtigen Aufbau und absorbierenden Gelen, sodass der Urin gleich aufgesaugt wird und so wenig wie möglich mit der zarten Haut in Kontakt kommt. Mikrobelüftete Windeln sollen sogar einen Luftaustausch mit der Umgebung ermöglichen. Wollen Eltern aus Gründen der Nachhaltigkeit dennoch mehrfachverwendbare Windeln aus Stoff benutzen, müssen die gebrauchten Windeln bei mindestens 60 °C in der Waschmaschine gewaschen werden. Eine anschließende Behandlung im Trockner macht den Stoff weicher.
Die A bis E-Kriterien nach Boiko sind bis heute Therapiestandard. Sie bestehen aus fünf Empfehlungen:
Haben sich bereits wunde Stellen gebildet, beschleunigt der Klassiker Zinkoxid die Abheilung (wie in Zinksalbe Dentinox®, Zinksalbe Dialon® oder Retterspitz® Zinksalbe). Zinkoxid hat einen schwach desinfizierenden Effekt und bindet Feuchtigkeit. Zubereitungen mit einem hohen Zinkoxid-Anteil wie in Weiche Zinkpaste DAB bilden eine schützende Barriere und halten aggressive Bestandteile aus Stuhl und Urin von der Haut fern. Sie eignen sich gut in Phasen, in denen die Haut stark irritiert ist oder Babys Po vor wässrigen Durchfällen geschützt werden soll. Außerhalb dieser Phasen können sie allerdings schaden, wenn sie die Aufnahmefähigkeit der Windel beeinträchtigen und dadurch das feuchte Klima verstärken.
Viele Zinksalben enthalten Petrolatum (Vaseline) und Wollwachs. Vaseline penetriert gut in die Haut und stärkt die Hautbarriere. Wollwachs, auch Lanolin genannt, hat hervorragende wasseraufnehmende Eigenschaften und pflegt die Haut. Lanolin ist auch in Fett- oder Heilwolle enthalten, die bei geröteten Stellen ein Geheimtipp ist. Die gewaschene, aber ansonsten naturbelassene Schafwolle legen Eltern dazu in die frische Windel. Dort schafft die Wolle ein Luftpolster, wodurch die Haut besser atmen kann. Allerdings reagieren einige Kinder allergisch auf Wollwachs. In diesen Fällen sind sowohl Heilwolle auch als auch Lanolin als Inhaltsstoffe zu meiden.
Im frühen Stadium einer Windeldermatitis kann die PTA Cremes, feuchte Umschläge oder Sitzbäder mit natürlichen oder synthetischen Gerbstoffen (wie in Tannolact®, Tannosynt® flüssig oder Tannosynt® Creme) empfehlen. Sie wirken adstringierend und entzündungshemmend. Als Hausmittel können Eltern einen Waschlappen oder ein Wattepad in abgekochtem und erkaltetem schwarzen Tee tränken und damit die wunden Stellen behandeln.
Einige Schutz- und Pflegesalben verwöhnen die Babyhaut zusätzlich mit Dexpanthenol (wie in Bepanthen® Wund- und Heilsalbe), Bienenwachs oder pflanzlichen Auszügen und Ölen (wie in Weleda® Calendula Wundschutzcreme, Multilind® DermaCare Protect Pflegecreme). Lebertran und Harnstoff (wie in Mirfulan® Wund- und Heilsalbe, Desitin® Salbe) helfen der Haut, zu regenerieren. Für unterwegs sind entsprechende Pflegesprays (wie Desitin® Salbenspray oder Mirfulan® Spray N) eine gute Ergänzung für die Wickeltasche.
Der bei einigen Menschen beliebte Babypuder ist hingegen obsolet, da das Aspirationsrisiko zu groß ist und sich Klumpen bilden können, die die Haut aufscheuern.
Eine unkomplizierte Windeldermatitis lässt sich in der Regel ohne ärztliche Hilfe behandeln. Wenn die wunden Stellen jedoch sehr ausgeprägt sind, sich die Dermatitis nach Anwendung der A- bis E-Empfehlungen nicht bessert oder es Hinweise auf Infektionen wie Windelsoor gibt, sollte sich ein Kinderarzt die geschundene Haut ansehen. Bei einer Pilzinfektion wählt der Arzt meist zunächst eine lokale Therapie mit einem antimykotischen Wirkstoff wie Miconazol (wie in InfectoSoor® Zinksalbe), Clotrimazol (wie in Imazol® Paste) oder Nystatin (wie in Multilind® Heilsalbe mit Nystatin). Azolhaltige Antimykotika in einer zinkhaltigen Grundlage können gegenüber Nystatin überlegen sein. Sie weisen ein breiteres Wirkspektrum auf. Die Externa werden mehrmals täglich aufgetragen, bis die Dermatose vollständig abgeheilt ist. Eine systemische Therapie ist bei Therapieresistenz angezeigt. Auch bei einer bakteriellen Infektion kann der Kinderarzt in schweren Fällen eine orale Therapie mit Antibiotika verschreiben. Bei Infektionen ist auch daran zu denken, dass sich andere Menschen mit den Pilzen oder bakteriellen Erregern anstecken können. Gute Hygiene kann das verhindern. Händewaschen vor und nach jedem Windelwechsel sollte selbstverständlich sein, Waschlappen, Handtücher und Kleidungsstücke sollten häufig gewechselt und bei 60 °C gewaschen werden. Bei schweren entzündlichen Verläufen kann der Arzt topische Glucocorticoide verschreiben. Von einer Selbstbehandlung mit den stark wirksamen Medikamenten ist indes abzuraten. Ohne ärztliche Anweisung angewendet, können wirkstoffhaltige Externa mehr schaden als nutzen, da die Resorptionsfähigkeit der Haut im Windelbereich hoch ist.