Wunden richtig behandeln |
Ein Fall für den Arzt ist jede Wunde, wenn Komplikationen wie Entzündungen oder Infektionen auftreten. Auch die Lage spielt eine Rolle. »Eine Wunde, die nahe bei funktionellen Organen liegt, ist problematisch«, erklärt der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie. Bei einer Verletzung des Lids lässt sich das Auge unter Umständen nicht mehr schließen: »Das Auge droht auszutrocknen. In diesem Fall ist ärztliche Hilfe umgehend nach der Verletzung erforderlich.« Das gleiche gilt, wenn sich Wunden trotz geeigneter Behandlung nicht bessern. In diesen Fällen besteht die Gefahr, dass die Wunde chronisch wird. Von einer chronischen Wunde – dazu zählen Druckgeschwüre oder auch das Ulcus cruris – sprechen Ärzte, wenn sich ein Defekt nach sechs bis acht Wochen nicht geschlossen hat. Die meisten Patienten leiden unter einer Grunderkrankung wie Diabetes mellitus, der den Heilungsprozess verzögern beziehungsweise verhindern kann.
Die Wundheilung beginnt mit der Exsudations- oder Reinigungsphase. Sie setzt ein, sobald eine Verletzung passiert ist. Die Gefäße verengen sich und der Körper aktiviert die Blutgerinnungskaskade. Blutungen werden dadurch gestillt und geschädigte Gefäßwände verschlossen. Freigesetzte Botenstoffe wie Histamin führen zu einer lokalen Entzündungsreaktion. Dadurch werden die Wände der Kapillaren durchlässiger, und es tritt vermehrt Blutplasma aus (Exsudation). Das austretende Wundsekret schwemmt Fremdkörper, Keime und Zelltrümmer aus der Wunde. Eingewanderte Makrophagen und Granulozyten unterstützen die Reinigung.
Es folgt die Granulations- oder Proliferationsphase. Kapillaren und Bindegewebszellen wachsen von den Wundrändern in das Wundbett ein. Es entsteht ein gefäßreiches Granulationsgewebe, das an der Oberfläche tiefrot und feucht-glänzend erscheint. Die Bindegewebszellen stellen Vorstufen von Kollagen her. Die Wunde und deren Oberfläche schrumpft.
In der dritten und letzten Phase, der Regenerationsphase, vernetzen sich die Kollagenfasern und sorgen für mehr Stabilität. Epithelzellen wandern von den Wundrändern ein und schließen allmählich die Wunde.