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Konsequente Narbenpflege

Wundmale verblassen lassen

Narben können das psychische und physische Wohlbefinden sowohl aus ästhetischen als auch funktionellen Gründen beeinflussen. Wer den Prozess der Narbenreifung entgegensteuern möchte, muss rechtzeitig beginnen, mehrmals täglich behandeln und über einen langen Atem verfügen – die Motivation hierfür zu vermitteln, ist eine Herausforderung.
Birgit Fuchs
13.08.2020  12:45 Uhr

Wird die Haut beispielsweise durch eine Operation oder einen Unfall verletzt, ist der Körper gezwungen, beschädigtes oder sogar fehlendes Gewebe möglichst schnell zu ersetzen. Kleinere Verletzungen der Oberhaut wie Abschürfungen heilen meist binnen weniger Tage spurenlos aus. Bei größeren Wunden ist der Körper jedoch je nach Schwere der Verletzung gezwungen, möglichst schnell ein Ersatzgewebe zu bilden. Dessen primärer Zweck ist es, die Wunde auszufüllten.

Narbengewebe setzt sich überwiegend aus funktionslosen Bindegewebszellen (Fibroblasten) und Kollgenfasern zusammen; Talg-, und Schweißdrüßen, Haarfollikel und Melanozyten fehlen hingegen, weshalb das neue Gewebe sich optisch von seiner Umgebung deutlich abhebt. Zu Beginn erscheinen Narben aufgrund der noch vorhandenen Blutgefäße meist gerötet. Unter Umständen sind sie ein wenig über dem Hautniveau erhaben und können jucken oder schmerzen. Doch binnen sechs bis zwölf Monaten reifen sie zu blassen, flachen, weichen, schmerzlosen physiologischen Narben.

Krankhaft verändert

Zugspannung, Infektionen mit Keimen oder andere Reifungsstörungen können jedoch pathologische Narben wie hypertrophen Narben und sogenannten Keloide entstehen lassen. Beiden gemein ist die übermäßige Proliferation von Bindegewebe, wodurch sie optisch verdickt erscheinen, sowie Rötungen, Juckreiz und Schmerzen. Eine hypertrophe Narbe erhebt sich wulstartig über das normale Hautniveau, wächst aber nicht über die Narbengrenze hinaus. Binnen zwei Jahren besteht spontan oder mittels Behandlung eine Chance auf langsame Rückbildung.

Im Gegensatz dazu geht das seltenere Keloid über die Narbengrenze hinaus. In dem gutartigen Tumor kommt zwar nach einigen Monaten das überschießende Wachstum von Fibroblasten zum Stillstand, es bildet sich aber nicht zurück. Früher entstanden Keloide häufig nach der Pocken-Impfung, heute nach Tätowierungen, aber auch Verletzungen und Operationen. Das Risiko, ein Keloid zu entwickeln, ist genetisch bedingt und steigt mit der Pigmentierung der Haut.

Auch atrophe Narben zählen zu den krankhaften Narbengeweben. Ein klassisches Beispiel sind Akne-Narben. Während des Heilungsprozesses wird hierbei die Wunden zwar geschlossen, doch bildet der Körper nicht ausreichend Ersatzgewebe, um sie vollständig auszufüllen. In Folge sinkt die Narbe unter das Hautniveau ab.

Verlangt ein Kunde mit einer gerade abgeheilten, schorffreien oder von Fäden befreiten Wunde eine Narbenpflege, so braucht er Hilfe bei der Auswahl aus der Fülle erhältlicher Kosmetika, Arzneimittel, Medizinprodukte, Verbandsstoffe und Pflaster. Verschiedene Behandlungsoptionen zielen darauf ab, Rötung, Juckreiz, Schmerz und Volumen pathologischer Narben zu verringern, ihr Wachstum zu stoppen, das Narbengewebe weicher zu machen und das kosmetische Erscheinungsbild zu verbessern. Silikonhaltige Therapeutika stellen laut Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) die Erstlinientherapie für lineare und flächige hypertrophe Narben dar und werden auch zur Prävention überschießender Narbenbildung nach Operationen empfohlen.

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