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Tropenkrankheiten

Wurmerkrankungen weltweit ein Thema

Tückische Filarien

In tropischen Regionen rund um den Globus, mit Ausnahme von Australien, sind die ebenfalls zu den Nematoden gehörenden Filarien zu Hause. Wucheria bancrofti, Brugian malayi und Brugia timor sind die Erreger der lymphatischen Filariose. Anophelesmücken übertragen ihre Larven, die so genannten Mikrofilarien, auf den Menschen. Die adulten Tiere leben in den Lymphbahnen und -knoten, wo sie durch Knäuelbildung einen Lymphstau hervorrufen. Nach den extrem geschwollenen Gliedmaßen der Betroffenen trägt die Krankheit auch den Namen Elephantiasis.

In Zentralafrika ist Loa Loa oder der Augenwurm wohl eine der befremdlichsten Wurmerkrankungen. Bremsen der Gattung Chrysops übertragen seine Larven mit einem Stich in die Haut. Im Unterhautfettgewebe des Wirtes wachsen sie zu den adulten Würmern heran, die ihre Eier ins Blut abgeben, wo sie erneut durch stechende Bremsen aufgenommen werden. Die ausgewachsenen Parasiten wandern pro Minute eine Strecke von einem Zentimeter durch den Körper und bilden die hühnereigroßen Kalabar-Beulen unter der Haut. Ihre Lebenserwartung beträgt bis zu 20 Jahre. Für den Wirt wird es gefährlich, wenn der Augenwurm den Kehlkopf befällt – das kann zur Erstickung führen –, den Herzmuskel und das Gehirn.

In afrikanischen und mittelamerikanischen Endemiegebieten entlang verschiedener Flüsse verbreitet ist die Flussblindheit (Onchozerkose). Am Wasser lebende Kriebelmücken übertragen die Larven von Onchocerca volvulus beim Stich durch die Haut. Erreichen sie die Geschlechtsreife, bilden die Würmer Knäuel im subkutanen Bindegewebe und wandern langsam im Körper nach oben. Erreichen sie das Auge, führt das häufig zum Erblinden. Weltweit sind über 30 Millionen Menschen infiziert.

Mit Haken und Peitsche

Die beiden Hakenwürmer Ancylostoma duodenale und Necator americanus sind vor allem in tropischen und subtropischen Gebieten, teilweise auch am Mittelmeer verbreitet. Mit Fäkalien gelangen ihre Eier in den Erdboden. In genügend feuchter und warmer Umgebung schlüpfen dort die Larven, die bis zu einem Monat lebensfähig sind. Kommt Haut mit der Erde in Kontakt, wie beim Barfußlaufen, bohren sie sich durch die Haut und wandern bis zur Lunge. Dort lösen sie einen Hustenreiz aus und warten im Rachen darauf, dass sie ihr Wirt verschluckt. Im Dünndarm haken sie sich schließlich mit Hilfe eines Zahnpaares fest. Pro Tag nimmt jeder Wurm etwa 30 Mikroliter Blut auf. Es können blutige Durchfälle und Anämien auftreten, sogar ein tödlicher Ausgang durch Herzversagen ist möglich. Die etwa einen Zentimeter langen Nematoden können ungefähr ein Jahr alt werden.

Die gleiche Taktik verfolgt der Zwergfadenwurm (Strogyloides stercoralis). Er lebt entweder parasitisch an der Darmwand, unter der Haut oder aber ohne Wirt frei im Boden.

Der Peitschenwurm Trichuris trichiura ist ebenfalls in tropischen Ländern zu Hause. Die vier bis fünf Zentimeter großen Würmer leben im Darm, ihre Eier scheidet der Patient mit dem Stuhl aus. Eine Ansteckung erfolgt vorwiegend auf fäkal-oralem Weg. Nur ein ausgeprägter Befall löst Symptome aus, vor allem Koliken, Durchfälle und Anämien.

Die im tropischen Afrika beheimateten Pärchenegel (Schistosoma) verursachen mehrere Formen der Bilharziose beim Menschen (siehe Ausgabe 7/2020). Häufig sind die Bewohner der Endemiegebiete von mehreren Parasitenarten gleichzeitig befallen, was vor allem für Kinder, Schwangere und alte Menschen kritisch ist. Sie werden so leichter Opfer schwerwiegender Infektionen wie zum Beispiel HIV.

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