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Ohne Fleiß kein Weiß

Zahnpflege – richtig ist wichtig

Zähneputzen – ein Kinderspiel? Mitnichten. Zwar lernt jedes kleine Kind, mit Bürste und Zahnpasta umzugehen. Doch die Tücken liegen im Detail. Wie hoch muss der Fluoridgehalt der Zahncreme sein? Sind elektrische Hightech-Zahnbürsten so viel besser? Braucht es Zahnseide, -kaugummis und Mundspülungen wirklich? Ein Überblick.
Elke Wolf
12.09.2019  17:00 Uhr

Seit annähernd 30 Jahren ist der 25. September der Tag der Zahngesundheit. Dieses Jahr steht er unter dem Motto »Gesund im Mund – ich feier’ meine Zähne!« Damit sollen besonders junge Menschen motiviert werden, an ihre Mundgesundheit zu denken. Auch wenn die fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie gezeigt hat, dass acht von zehn der 12-jährigen Kinder heute kariesfrei sind, und die »Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland« des Robert-Koch-Instituts den Nachweis erbracht hat, dass mit rund 80 Prozent die Mehrheit der Jugendlichen den Empfehlungen zur Zahnputzhäufigkeit folgt und regelmäßig zum Zahnarzt geht, bleibt Karies eine der häufigsten Erkrankungen im Jugendalter, informiert die Bundeszahnärztekammer.

Auf Zähnen, die mehrmals täglich geputzt werden, finden sich 1000 bis 100.000 Bakterien pro Zahn. Bei Putzmuffeln können dies bei zu einer Milliarde werden. Das Wichtigste bei der Zahngesundheit ist, die Zahl der Keime im Mund möglichst gering zu halten. Das scheint sich in Deutschland auch immer weiter herumzusprechen. So ist für drei von vier Bundesbürgern zweimal tägliches Zähneputzen der Standard, hat eine repräsentative Forsa-Umfrage im vergangenen Jahr ergeben. Danach greifen 6 Prozent sogar häufiger zur Zahnbürste. Frauen sind laut Umfrage etwas sorgsamer als Männer. Während die Damenwelt zu 88 Prozent zweimal und häufiger pro Tag Zähne putzt, sind es bei den Herren 72 Prozent.

Die Anforderungen an eine gute Zahnbürste sind zwar simpel, doch erfüllen viele Produkte diese nicht. Die Industrie ist erfinderisch, und so behindert handelsüblicher Schnickschnack mitunter das korrekte Putzen eher als dass er es fördert. Geeignet sind Bürsten mit mittelharten, abgerundeten Kunststoffborsten, damit das Zahnfleisch nicht verletzt wird. Auf Naturborsten sollte verzichtet werden, auch wenn sie derzeit im Zuge der allgemeinen Mikroplastik-Diskussion wieder verstärkt beworben werden. Sie bieten Bakterien einen idealen Nährboden, weil sie schwer trocknen und innen hohl sind. Die Zahnbürste sollte alle zwei bis drei Monate gewechselt werden und nicht erst dann, wenn sich die Borsten biegen. Bereits nach dreimonatigem Gebrauch hat sie 30 Prozent ihrer Putzkraft eingebüßt. Sind die Borsten bereits nach vier Wochen abgewetzt oder verbogen, wendet man beim Putzen zu viel Druck auf.

Elektrische Zahnbürste oder Handarbeit?

Ob das zweimal tägliche Mundschaumbad mit der Handzahnbürste oder mit elektrischer Unterstützung sauberere Zähne liefert, ist regelmäßig Gegenstand von Untersuchungen. Unterm Strich scheinen elektrische Zahnbürsten – von rotierenden, oszillierenden E-Bürsten bis zu Schall- oder gar Ultraschallversionen – die besseren Ergebnisse zu bringen. So erleichtern vibrierende, rotierende und oszillierende Bewegungen der Bürstchen oder Ultraschall den Putzvorgang und übernehmen besonders bei eingeschränkter Beweglichkeit von Kindern, Kranken oder Älteren einen Teil des Putzvorgangs.

Dennoch sollten Kinder die richtige Putztechnik erst mit der Handzahnbürste lernen, bevor sie auf die elektrische Variante umsteigen, informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Sie empfiehlt dazu die KAI-Technik: erst die Kauflächen, dann die Außenseiten und dann die Innenseiten putzen. Geputzt wird von Rot (Zahnfleisch) nach Weiß (Zahn) in einer Art fegender Bewegung. Mit einer elektrischen Zahnbürste verbleibt man dagegen mehrere Sekunden auf einem Zahn.

Die elektrischen Bürsten zeigten sich in einer 2014 aktualisierten Übersichtsarbeit der Cochrane Collaboration leicht überlegen bezüglich der Verhinderung von Zahnfleischentzündungen und Zahnverlust. Das bestätigt auch eine aktuell publizierte Studie im Journal of Clinical Periodontology von Forschern der Universität Greifswald. Für ihre Untersuchung werteten sie Daten von rund 2800 Erwachsenen aus, deren Zahngesundheit über einen Zeitraum von elf Jahren beobachtet worden war.

Nutzer elektrischer Zahnbürsten verloren im Beobachtungszeitraum im Schnitt 0,4 Zähne weniger als Menschen, die per Handbürste putzten, analysierten die Wissenschaftler. Elektrisches Putzen sei mit weniger sogenannten Zahnfleischtaschen und mit weniger Verlust am Zahnhalteapparat verbunden.

Zahnpasta nur mit Fluorid

Einen Zusammenhang zwischen der Verwendung elektrischer Zahnbürsten und Karies fanden die Forscher indes nicht. »Es ist davon auszugehen, dass Fluorid in Zahnputzcremes eine wichtigere Rolle bei der Vorbeugung von Karies oder der Verringerung der Kariesprogression spielt«, heißt es im Kommentar zur Studie.

In der Tat ist der Einsatz von Fluorid die entscheidende Maßnahme, um Karies zu verhindern. So schuldet man die Tatsache, dass bei älteren Kindern und Jugendlichen die Karieszahlen deutlich zurückgegangen sind, dem breiten Fluorideinsatz. Die Menge an Fluorid, die in den ersten Lebensjahren zugeführt wird, bestimmt die Widerstandsfähigkeit des Zahnschmelzes gegenüber den Säureattacken der Mikroorganismen, heißt es etwa von Seiten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Deshalb ist die Fluoridzufuhr besonders im Kindesalter so wichtig.

Über die Frage aber, ab wann und wie die Kinderzähne mit Fluorid in Berührung kommen sollten, gibt es zwischen den wissenschaftlichen Gesellschaften der Kinderärzte und der Zahnärzte unterschiedliche Einschätzungen. Die Deutsche Gesellschaft und die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin empfehlen Babys im ersten Lebensjahr einmal täglich ein Kombinationspräparat aus 0,25 Milligramm Fluorid und Vitamin D. Mit der Zahnpflege sollten Eltern starten, wenn die ersten Zähnchen durchbrechen. Dazu empfehlen sie eine Kinderzahnpasta ohne Fluorid (wie von Dr. Hauschka oder Weleda). Erst wenn das Kind in der Lage ist, nach dem Zähneputzen die Zahnpasta auszuspucken, sollten Zahncremes mit maximal 0,05 Prozent Fluorid (500 ppm) zum Einsatz kommen (wie nenedent® Kinderzahncreme, Elmex® Kinderzahnpasta). Ab diesem Zeitpunkt sollte auch die orale Substitution von Fluorid und Vitamin D enden.

Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) sowie die Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) empfehlen dagegen, Fluoride besser lokal, also direkt am Zahn, anzuwenden anstatt es oral einzunehmen. Fluoride wirkten in erster Linie durch direkten Kontakt mit Zahnhartsubstanz karieshemmend.

Laut DGZMK und DGKiZ müssen vor dem sechsten Lebensmonat keine Fluoride ergänzt werden. Sie empfehlen vielmehr, ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns Kinderzahnpasten mit 500 ppm Fluorid zu verwenden. Wegen der Gefahr des Verschluckens sind folgende Tipps im Beratungsgespräch weiterzugeben: Für kleine Kinder reicht eine geringe Menge von etwa 5mm Zahnpastastrang aus. Und am besten zu Fluor-Zahnpasta ohne Frucht-oder Bonbon-Geschmack raten. Ein leckerer Geschmack verführt die Kinder, die Paste oder das Gel zu schlucken.

Seit vergangenem Sommer fordern Experten mehrerer Fachgesellschaften aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden, darunter auch die oben genannten, den Fluoridgehalt für Kinderzahnpasten zu erhöhen. Die neuen Empfehlungen sehen nun vor, dass bereits ab dem Durchbruch des ersten Milchzahnes Kinder bis zum zweiten Geburtstag entweder zweimal täglich mit einer erbsengroßen Menge einer Zahnpasta mit 500 ppm oder mit einer reiskorngroßen Menge einer Zahnpasta mit 1000 ppm putzen sollen. Bei diesen Alternativen würden jeweils gleichgroße Mengen Fluorid verwendet, sodass sie als äquivalent anzusehen sind.

Darüber hinaus empfehlen die Experten Kindern vom zweiten bis sechsten Geburtstag, ihre Zähne zweimal täglich mit einer erbsengroßen Menge einer Zahnpasta mit 1000 ppm Fluorid zu reinigen. Bislang sahen die Empfehlungen in den beteiligten Ländern vor, dass Kinder bis zum sechsten Geburtstag Zahnpasten mit reduzierter Fluoridkonzentration von 500 ppm verwenden.

Anlass für die neuen Empfehlungen war die Tatsache, dass der allgemeine Trend zum Kariesrückgang im Milchgebiss im Vergleich zu den bleibenden Zähnen deutlich geringer ausfällt. Außerdem hatten neuere Analysen klinischer Studien gezeigt, dass ein überzeugender Nachweis für die Wirksamkeit von Zahnpasten mit der niedrigeren Fluoridkonzentration fehlt. Auch international werden etwa von der American Dental Association (ADA) oder von der Europäischen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (EAPD) Zahnpasten mit höherer Fluoridkonzentration für Kinder bis zum Einschulalter empfohlen.

Unverändert sind die Empfehlungen für Kinder ab dem Schulalter. Kinder ab sechs Jahren können während des Wechsels von Milch- auf bleibende Zähne Erwachsenen-Zahncremes benutzen. Das sind dann solche, die einen Fluoridgehalt von 0,1 bis 0,15 Prozent (1000 bis 1500 ppm) aufweisen (wie Meridol® Zahnpasta, Sensodyne® Pro-Schmelz). Daneben sollte beim Kochen und Backen fluoridiertes Speisesalz zum Einsatz kommen.

In jedem Fall raten DGZMK und DGKiZ, bei Verwendung einer Fluorid-haltigen Zahnpasta auf die zusätzliche Gabe von Fluorid-Tabletten oder -Tropfen zu verzichten und Vitamin-D-Monopräparate zu nehmen. Fluorid-Supplemente sind nur indiziert, wenn keine fluoridhaltige Zahnpasta und kein fluoridhaltiges Speisesalz verwendet werden. Auch höher dosierte Fluoridlacke, -spülungen oder -gele (wie Elmex® junior Zahnspülung und Gelée, Miradent® Mirafluor-K-Gel, Duraphat® Lack) sollten im Kindesalter nur zum Einsatz kommen, wenn es der Zahnarzt ausdrücklich empfohlen hat.

Nicht ohne Zahnseide

Schrubben, ausspülen und fertig? Weit gefehlt. Zu einer optimalen Mundhygiene gehört mehr als Zahnbürste und -creme. Denn die Bürste kann nur drei Fünftel der Zahnoberfläche effektiv reinigen. Die anderen zwei Fünftel in den Zahnzwischenräumen bleiben außen vor. Zahnseide- oder Interdentalbürstchen beheben dieses Manko. Interdentalbürstchen kommen zum Einsatz, um größere Zwischenräume durch Implantate, Brücken oder Brackets zu reinigen.

Dass die Tücke in der Lücke liegt, scheint sich noch nicht bis zum Verbraucher herumgesprochen zu haben. Nur rund 10 Prozent der Deutschen verwenden täglich Zahnseide – allerdings mit durchschnittlich zehn Metern im Jahr recht zurückhaltend. Doch setzt man für die tägliche Reinigung etwa 50 Zentimeter Faden an, bräuchte man im Jahr rund 180 Meter.

Kaugummi und Mundspülung nur Ergänzung

Vorteil von Kaugummis und Mundspüllösungen ist, dass sie Zahnflächen erreichen, die der Bürste entgehen. Doch beide Maßnahmen befreien nicht von Zahnbelägen; sie sind nur als Ergänzung zum Zähneputzen gedacht.

Kaugummi nach dem Essen zu kauen, regt die Speichelproduktion an. Dieser sorgt dafür, dass sich die Mineralien, die durch das Essen aus dem Zahnschmelz herausgelöst wurden, schneller wieder einlagern. Dafür muss man sie aber direkt nach dem Essen kauen, und zwar in der zuckerfreien Variante.

Die Auswahl an Mundspüllösungen ist groß: Sie reicht von schmelzhärtendem Amin- und Zinnfluorid (wie Meridol®) über pflanzliche Wirkstoffe wie Myrrhe, Kamille oder Rhabarber (wie Pyralvex®, Kamillosan®, Parodontax®) bis hin zu desinfizierenden Stoffen wie Chlorhexidin (wie Chlorhexamed®, Corsodyl®) oder Hexetidin (wie Hexoral®). Letztere wirken besonders gut gegen die Neubildung von Zahnbelag und Zahnfleischentzündungen. Von einer längerfristigen Anwendung raten Zahnmediziner jedoch ab, da sie vorübergehend Zahn und Zunge verfärben und den Geschmack verändern können.

Die Zunge wird im täglichen Mundhygiene-Programm meist vernachlässigt. Ein Fehler, denn sie bietet den Bakterien beste Überlebensbedingungen. Mit einem speziellen Zungenreiniger lässt sich der Bakterienrasen gut beseitigen. Dieses Hilfsmittel ist vor allem für diejenigen interessant, die unter Mundgeruch leiden.

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