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Erkältung, Covid-19 und andere

Zink kann bei Atemwegserkrankungen helfen

Zink kann Atemwegserkrankungen vorbeugen oder helfen, die Symptomdauer zu verkürzen, wie eine aktuelle Metaanalyse zeigt. Es bleiben jedoch immer noch Wissenslücken, zum Beispiel hinsichtlich der Darreichungsform oder Dosierung.
Annette Rößler
05.11.2021  14:00 Uhr

Zink wirkt in vitro gegen die meisten viralen Erreger von Atemwegserkrankungen, auch Coronaviren. In vivo werden positive Effekte unter anderem auf das Immunsystem, auf Entzündungen, die Hämostase und die Aktivität von ACE2 für die postulierte Wirkung gegen entsprechende Erreger verantwortlich gemacht. Während der Coronavirus-Pandemie war auch Zink als mögliches unterstützendes Mittel bei einer SARS-CoV-2-Infektion im Gespräch, doch gab es bislang dazu kaum überzeugende Studiendaten. Dennoch werde Zink teilweise bereits zur Prävention oder Behandlung von Covid-19 genutzt, berichtet ein Forscherteam um Professor Dr. Jennifer Hunter von der Western Sydney University in Penrith, Australien, jetzt im Fachjournal »BMJ open«.

Die Gruppe trägt in dem Artikel die verfügbare Evidenz zu Zink bei Atemwegserkrankungen – Erkältung, Influenza, Sinusitis, Lungenentzündung und Covid-19 – aus englisch- und chinesischsprachigen Datenbanken zusammen. Der Review umfasst 28 klinische Studien mit insgesamt 5446 erwachsenen Teilnehmern, von denen sich allerdings keine Arbeit spezifisch mit Covid-19 beschäftigte. Zink kam in Form von Lutschtabletten, Nasenspray und Gel zum Einsatz; die verwendeten Salze waren das Acetat und das Gluconat. Abhängig von der Darreichungsform und der Verwendung entweder zur Prophylaxe oder als Therapie schwankte die Dosis stark.

In der Gesamtschau ergaben sich positive Effekte: Verglichen mit Placebo verhinderte die Anwendung von Zink-Lutschtabletten oder -Nasenspray fünf von 100 Atemwegserkrankungen pro Monat. Setzten bereits erkrankte Personen Zink entweder als Spray oder sublingual in flüssiger Form ein, besserten sich die Symptome zwei Tage schneller als bei der Verwendung eines Placebos. Vor allem in der ersten Woche einer Atemwegserkrankung zahlte sich die nasale oder sublinguale Anwendung von Zink aus: Bei diesen Teilnehmern war eine Erholung doppelt so wahrscheinlich wie bei denjenigen in der Placebogruppe. Zwar waren auch Nebenwirkungen wie Übelkeit und Reizung von Mund/Nase unter Zink-Anwendung 40 Prozent häufiger als unter Placebo, doch wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet.

Nach einer Inokulation, also einer bewussten Infektion des Probanden mit humanen Rhinoviren, konnte die sublinguale Zink-Anwendung allerdings nicht verhindern, dass der Betreffende infiziert wurde und Erkältungssymptome entwickelte. In dieser Konstellation ergab sich auch mit Blick auf die Krankheitsdauer kein Unterschied zwischen Zink und Placebo. Negativ schlägt zudem zu Buche, dass über die Wirksamkeit verschiedener Formulierungen und Dosierungen keine Aussage möglich ist und sich die Studien in Qualität, Größe und Design stark voneinander unterschieden.

Letztlich ziehen die Autoren folgendes Fazit: »Der geringe Nutzen, die Stammspezifität, Resistenzen und weitere mögliche Risiken anderer OTC- und Rx-Medikamente machen Zink zu einer brauchbaren ›natürlichen‹ Alternative in der Selbstmedikation bei Atemwegserkrankungen.« Ärzte könnten Zink zudem bei Patienten einsetzen, denen sehr an einer schnellen Genesung gelegen ist und die sonst eine unnötige Antibiotika-Verordnung einfordern könnten. Sowohl Ärzte als auch Patienten müssten sich jedoch darüber im Klaren sein, dass nach wie vor große Unsicherheiten bestünden, unter anderem was die Wirksamkeit verschiedener Formulierungen, Dosierungen und Administrationswege angehe. Wünschenswert sei auch weitere Forschung zur genauen Wirkweise von Zink bei Atemwegserkrankungen.

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