Zu Diabetes beraten |
Viele Typ-1-Diabetikerinnen im gebärfähigen Alter machen die Erfahrung, dass der Blutzucker im Verlaufe eines jeden Zyklus in charakteristischer Weise schwankt. Das liegt an den Sexualhormonen, die die Insulinresistenz beeinflussen. Im Verlauf der zweiten Zyklushälfte nimmt die Insulinresistenz zu. Die Folge: Die Frau braucht mehr Insulin, um gute Blutzuckerwerte zu erreichen. Mit Einsetzen der Periode fallen die Hormonspiegel schlagartig ab. Während die zweite Zyklushälfte also von Hyperglykämien gekennzeichnet ist, sofern man nicht entsprechend die Insulindosis erhöht, drohen nach Beginn der Periode zunächst Hypoglykämien, wenn man die Menge an Insulin nicht wieder absenkt. Frauen mit Typ-1-Diabetes sollten ihre Werte gut nachverfolgen, um herauszufinden, welche Insulindosis in welcher Zyklusphase jeweils für einen guten Blutzucker sorgt.
Im Laufe einer Schwangerschaft ändert sich der Insulinbedarf. / Foto: Sabine Kranz
Die zweite hormonelle Hürde, die den Blutzucker beeinträchtigt, ist die Schwangerschaft. Zunächst sinkt hier bis etwa zur 14. Schwangerschaftswoche der Insulinbedarf der Schwangeren. Dann allerdings, ungefähr ab der Mitte der Schwangerschaft, braucht die werdende Mutter erheblich mehr Insulin. Dieser Mehrbedarf fällt nach der Geburt schlagartig ab.
Typ-1-Diabetikerinnen sowie Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) müssen ihren Blutzucker täglich häufig messen und alles daran setzen, die Werte im Normbereich zu behalten. Denn bei hohen Blutzuckerwerten droht dem Kind Gefahr. Zunächst im Mutterleib – Aborte und Herzfehler sind häufiger, zudem werden diese Kinder oft sehr schwer, was Probleme bei der Geburt mit sich bringen kann.
Aber auch nach der Geburt droht Ungemach, denn die Bauchspeicheldrüse des Babys hat im Mutterleib mit dafür gesorgt, die hohen mütterlichen Blutzuckerwerte so gut wie möglich zu senken. Die Baby-Bauchspeicheldrüse läuft deshalb auf Hochtouren und sorgt so nach der Geburt des Kindes dafür, dass dessen eigene Blutzuckerwerte stark abfallen, das Kind unterzuckert. All diese Risiken lassen sich mit einer bestmöglichen Blutzuckereinstellung weitestgehend verhindern.
Irgendwann zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr beginnt die letzte hormonelle Achterbahnfahrt im Leben einer Frau, verursacht durch die Wechseljahre. Auf Typ-1- und auch Typ-2-Diabetikerinnen wartet damit erneut eine Phase der Unruhe. Viele Faktoren kommen zusammen: Der Kalorienbedarf nimmt ab, bei gleicher Essensmenge nimmt Frau deshalb zu, was die Insulinresistenz befördert. Da vor allem das viszerale Fett wächst und sich gleichzeitig das gefäßschützende Östrogen verabschiedet, steigt bei den ohnehin für Herzinfarkt und Schlaganfall gefährdeten Diabetikerinnen das Risiko nochmals deutlich an. Die mit den Wechseljahren einhergehenden hormonellen Schwankungen bewirken einen Wechsel aus immer mal wieder sehr hohen Werten und der Neigung zu starken Unterzuckerungen. Weil sich Wechseljahresbeschwerden mit Hitzewallungen ähnlich äußern können wie Unterzuckerungen, können Frauen die Ursachen leicht verwechseln. Mehr Ruhe in den Blutzucker bringen bei Diabetikerinnen mit ausgeprägten Wechseljahresbeschwerden entsprechende Hormonpräparate, vorzugsweise als Pflaster oder Gel.