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Homöopathie

Zusatzempfehlung ergänzt Therapie

Gibt es da auch etwas Homöopathisches? Manchmal wird erst im Laufe eines Beratungsgespräches deutlich, dass ein Patient Interesse an einer ergänzenden homöopathischen Medikation hat. Dann kann die PTA ein alternatives Heilmittel empfehlen, das die Genesung unterstützen soll.
Verena Schröer
12.02.2019  10:54 Uhr

Eine Zusatzempfehlung soll für den Patienten Unterstützung und Hilfe sein und auch als solche empfunden werden. Dies setzt voraus, dass PTA und Apotheker auf den Patienten eingehen und ihn intensiv beraten. Dabei ist es sinnvoll, sich an den Leitlinien der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände zu orientieren. Sowohl bei der Abgabe eines verschriebenen Medikaments als auch bei der Selbstmedikation sollte erfragt werden, für wen das Arzneimittel ist und wofür der Patient es anwenden möchte. Beim Erfragen­ der Beschwerden und der Bedürfnisse sowie der Erläuterung der Wirkung und relevanter Nebenwirkungen können PTA und Apotheker im Gespräch­ mit dem Patienten herausfinden, ob eine Zusatzempfehlung erwünscht ist.

Fällt die Wahl auf ein homöopathisches Präparat, gilt es einige Punkte zu berücksichtigen. Das Prinzip der Homö­opathie lautet: Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden. Es handelt sich um eine Reiztherapie, bei der die Selbstheilungskräfte angeregt werden sollen. Neben der möglichen Erstverschlimmerung, die vor allem bei Anwendung der Hochpotenzen auftritt, gibt es in der Homöopathie keine Nebenwirkungen. Die Hochpotenzen sind für die Selbstmedikation ohnehin nicht ge­eignet. PTA und Apotheker sollten bei ihrer Empfehlung D3-, D6-, D12- und D30-Potenzen bevorzugen.

Die wiederholte Anwendung eines homöopathischen Mittels soll Alter­nativmedizinern zufolge auch die Neigung, an einer Krankheit zu erkranken, allmählich abbauen können. In Situa­tionen, in denen ein schnelles Eingreifen nötig ist, ist allerdings eine synthetische oder phytotherapeutische Alternative sinnvoller. Ebenso ist die Substitution eines fehlenden Stoffes, etwa eines Mineralstoffs, durch homöopathische Mittel nicht möglich. Denn beim homöopathischen Herstellungsverfahren entstehen stark verdünnte, feinstoffliche Arzneimittel.

Bei Blasenentzündung

Bei der Abgabe eines Antibiotikums auf Rezept sollte die PTA zunächst er­fragen, gegen welche Beschwerden oder Erkrankung es angewendet werden­ soll. Häufige Gründe für die Verordnung eines Antibiotikums sind zum Beispiel ein grippaler Infekt oder eine Blasenentzündung. Wird das

Antibiotikum gegen eine Blasenentzündung genommen und klagt die Patientin beziehungsweise der Patient vor allem über brennende Schmerzen beim Wasserlassen, kann Cantharis D6 (Spanische Fliege) empfohlen werden. Nennt die Patientin als Ursache der Blasen­entzündung nasskaltes Wetter oder durchnässte Kleidung, kann Dulcamara­ D6 (Bittersüß) passend sein. Berichtet die Kundin über immer wiederkehrende Blasen- und Nierenentzündungen, kann Solidago virgaurea D3 (Goldrute) Blase und Nieren stärken.

Hilfe bei grippalem Infekt

Für die Behandlung von grippalen Infekten oder Erkältungskrankheiten gibt es diverse homöopathische Mittel. Apis mellifica D6 (Honigbiene) kann grundsätzlich angewendet werden, wenn eine Schwellung und stechende Schmerzen im Vordergrund stehen. Atropa belladonna D6 (Tollkirsche) kommt zum Einsatz bei Röte, Hitze und Brennen. Ferrum phosphoricum D3 (phosphorsaures Eisen) wird eingesetzt bei allmählichem Krankheitsbeginn und unspezifischen Symptomen. Bei entsprechender Symptomatik kann eins der drei Mittel unter anderem bei Mandel- und Ohrenbeschwerden ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung empfohlen werden.

Einige Patienten reagieren bei der Einnahme eines Antibiotikums mit Durchfällen, Frauen können auch eine Vaginalmykose entwickeln. Dies liegt daran, dass das Antibiotikum auch die Bakterien der natürlichen Darm- und Vaginalflora abtötet. Bei Interesse des Kunden können PTA und Apotheker dazu ein unterstützendes Arzneimittel empfehlen. Sowohl bei Durchfällen als auch bei Vaginalmykosen unter Antibiotikagabe ist Okoubaka D3 (ein westafrikanischer Urwaldbaum) das homö­opathische Mittel der Wahl – es wirkt wie ein homöopathisches Probiotikum. Patienten, die zu den entsprechenden Begleiterscheinungen neigen, können die Einnahme von Okoubaka gleich­zeitig mit dem Antibiotikum beginnen.

Verschreibungen über Analgetika oder Antirheumatika wie Ibuprofen oder Diclofenac werden in Apotheken häufig­ vorgelegt. Viele dieser Patienten klagen­ über chronische Schmerzen durch Gelenkverschleiß. Andere haben eine akute­ Entzündung im Gelenk, etwa bei einem Tennisarm. Viele der Patienten fürchten, dass die langfristige Ein­nahme von Schmerzmitteln Nieren und Leber belasten kann.

Entzündung bekämpfen

Bei starken Schmerzen ist es unwahrscheinlich, dass man synthetische Schmerzmittel komplett ersetzen kann. Aber wenn durch homöopathische Mittel etwa eine Dosisreduktion erreicht werden kann, ist dies bereits eine Entlastung. Bei entzündlichen Prozessen­ ist die regelmäßige Einnahme eines nicht steroidalen Antirheumatikums (NSAR) auch wichtig, um die den Schmerzen zugrundeliegende Entzündung zu bekämpfen. Dazu können aber unterstützende Homöopathika empfohlen werden.

Die wichtigste Frage ist, ob die Beschwerden unter Belastung schlimmer oder besser werden. Wenn die geringste Bewegung schmerzt und der Patient sich am liebsten gar nicht mehr be­wegen würde, ist Bryonia D6 (Zaun­rübe) das passende Mittel. Werden die Schmerzen unter Bewegung und durch Wärme besser, können PTA und Apotheker Rhus toxicodendron D12 (Gift­sumach) empfehlen. Handelt es sich um in der Regel stechende und ziehende Nervenschmerzen, ist Hypericum perforatum D6 (Johanniskraut) empfehlenswert. Nervenbeschwerden können unter anderem bei Zahnwurzelentzündungen, Gürtelrose, bei Dia­betikern und nach einer Chemotherapie auftreten. Hypericum perforatum D6 kann also unter anderem bei einem vom Zahnarzt ausgestellten Rezept oder bei der Verordnung eines Insulins eine hilfreiche Zusatzempfehlung sein.

Wundheilung fördern

Werden Schmerzen durch eine Wunde oder einen Bluterguss ver­ursacht, sollte an das gängigste Ver­letzungsmittel Arnica montana D6 (Bergwohlverleih) gedacht werden. Es kann auch die Wundheilung nach einem­ Zahnarztbesuch beschleunigen. Arnica montana D6 kann außerdem bei Blutergüssen, Prellungen und Quetschungen angewendet werden. Handelt es sich hingegen um schlecht heilende­ Wunden, die eventuell auch eitern und bakteriell entzündet sind, ist Calendula D6 (Ringelblume) eine gute Empfehlung. Bei Schnittwunden und chirurgischen Eingriffen ist hingegen Staphisagria D6 (Stephanskörner) das Mittel der Wahl.

Magenbeschwerden lindern

Bei säurebedingten Magenbeschwerden werden häufig Protonenpumpenhemmer (PPI), meist Omeprazol oder Pantoprazol, verordnet. In vielen Fällen bekommen Patienten diese Arznei­mittel ergänzend zu einem NSAR oder zu anderen Medikamenten, die den Magen belasten können. Die dauer­hafte Anwendung von PPI ist weitverbreitet, wird aber teilweise auch kritisch gesehen. Als homöopathische Unterstützung können PTA oder Apotheker eventuell Robinia pseudacacia D6 (Falsche Akazie) empfehlen. Typische­ Symptome, bei denen Robinia eingesetzt wird, sind saures Aufstoßen, Sodbrennen und Magenschmerzen. Dagegen ist Nux vomica D6 besonders dann geeignet, wenn Erbrechen oder Magenbeschwerden Folge eines Zuviels­ an Nahrung, Alkohol oder Stress ist.

Fragen Kunden in der Apotheke nach einem Mittel gegen Reisekrankheit, empfiehlt das Apothekenteam meist den Wirkstoff Dimenhydrinat. Dieser kann müde machen und das Reaktionsvermögen einschränken, und das kann zum Problem werden, wenn der Patient zum Beispiel auch selbst Auto fahren muss. Alternativ oder ergänzend können­ PTA und Apotheker in solchen Fällen das homöopathische Arznei­mittel Cocculus D6 (Scheinmyrte) empfehlen. Wichtig ist, dass der Patient bei ersten Symptomen der Reisekrankheit mit der Einnahme beginnt.

Viele Senioren nehmen über längere Zeit synthetische Schlafmittel ein. Diese erleichtern zwar das Ein- und Durchschlafen, verschlechtern aber die Schlafqualität und verursachen so teilweise Müdigkeit am Morgen. In der Beratung ist zunächst die Frage zu klären, warum die Patienten nicht schlafen können. Ältere Menschen­ brauchen generell weniger Schlaf und sollten auf eine gute Schlafhygiene achten. Schlafstörungen können­ auch Folge einer Erkrankung, etwa einer Depression, sein. PTA und Apotheker sollten Betroffenen raten, die Ursachen ihres schlechten Schlafs beim Arzt abklären zu lassen.

Nervöse Unruhe mildern

Patienten, die sich viele Sorgen machen, und nervös und empfindlich sind und deshalb nicht einschlafen, können Ambra D6 (Darmausscheidung des Pottwals) einnehmen. Leiden die Patienten eher an einer Art Lampenfieber vor bevorstehenden Ereignissen und Grübeln, kann Argentum nitricum D12 (Silbernitrat) helfen. Fühlen Patienten sich abends im Bett so, als hätten sie zu viel Kaffee getrunken, haben Herz­rasen und sind aufgedreht, kann Coffea­ arabica D6 (Kaffee) eine gute Unterstützung sein. Zincum valerianicum D6 (Zinkisovalerianat) kommt zum Einsatz bei ausgeprägter Schlaflosigkeit und Ruhelosigkeit. Der Patient wälzt sich beispielsweise oft im Bett herum. Falls die Auswahl eines passenden Einzelmittels schwer fällt, gibt es auch homöo­pathische Komplexmittel.

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