Zwei Innovationen am Start |
Sven Siebenand |
19.08.2022 15:00 Uhr |
Der neue Kinasehemmer Capmatinib kommt bei Patienten mit metastasiertem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs mit einer bestimmten Mutation zum Einsatz. / Foto: Adobe Stock/ utah51
Capmatinib (Tabrecta®, Novartis Pharma) ist wie das seit März verfügbare Tepotinib (Tepmetko®) ein Hemmer der sogenannten MET-Rezeptor-Tyrosinkinase. Beide sind für die Monotherapie bei Erwachsenen zur Behandlung von fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) mit METex14-Skipping zugelassen. Voraussetzung für den Einsatz ist, dass die Patienten zuvor mit einer Immuntherapie und/oder platinhaltigen Chemotherapie behandelt wurden.
Wie wirken die beiden Kinasehemmer? Eine Überaktivierung der MET-Rezeptor-Tyrosinkinase spielt eine bedeutende Rolle bei der Proliferation und dem Überleben von Tumorzellen. Sie kann verschiedene Ursachen haben, darunter auch die sogenannten MET-Exon-14-Skipping-Veränderungen (METex14-Skipping), die in den Tumoren von 3 bis 4 Prozent der Patienten mit NSCLC gefunden werden. Die beiden Wirkstoffe hemmen diese Kinase.
Die empfohlene Dosis beträgt 400 mg Capmatinib zweimal täglich. Beim Auftreten bestimmter Nebenwirkungen muss der Arzt die Dosis gegebenenfalls reduzieren. Die häufigsten Nebenwirkungen sind periphere Ödeme, Übelkeit, Fatigue, Anstieg des Kreatinins, Erbrechen, Dyspnoe, verminderter Appetit und Rückenschmerzen. Ein besonderer Warnhinweis in der Fachinformation von Tabrecta bezieht sich auf die interstitielle Lungenerkrankung/Pneumonitis. Die Patienten sind daher auf pulmonale Symptome zu überwachen. Zudem gilt es, Leberwerte und Pankreasenzyme ständig zu überprüfen.
Wegen des Risikos von Photosensibilitätsreaktionen sollten Patienten UV-Strahlung möglichst begrenzen, Sonnenschutz an exponierten Stellen auftragen sowie schützende Kleidung und Sonnenbrille tragen. Diese Maßnahmen sollten für mindestens sieben Tage nach der letzten Dosis fortgeführt werden, heißt es.
Auch in Sachen Wechselwirkungen gibt es etwas zu beachten. So sollte eine gleichzeitige Anwendung mit starken CYP3A-Induktoren vermieden werden, da diese die Wirksamkeit von Capmatinib einschränken könnten. Die gleichzeitige Anwendung von Capmatinib mit starken CYP3A-Inhibitoren kann die Plasmaspiegel des Krebsmedikaments erhöhen und in der Folge zu mehr Nebenwirkungen führen. Die Patienten sind in diesem Fall besonders engmaschig auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu überwachen.
Sexuell aktive Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung mit Tabrecta und für mindestens sieben Tage nach der letzten Dosis eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Männliche Patienten mit Sexualpartnerinnen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung und ebenfalls mindestens sieben Tage nach der letzten Dosis Kondome verwenden.
Capmatinib darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, die Behandlung ist zwingend erforderlich. Aufgrund der Möglichkeit von schwerwiegenden Nebenwirkungen bei gestillten Kindern sollten Frauen das Stillen während der Behandlung und für mindestens sieben Tage nach der letzten Dosis unterbrechen.